Tag 68
mittwoch
Des Tages hässlichster Moment, ist, wenn man sich vom Bette trennt. Genau das geht mir heute durch den Kopf nach dem Aufwecken. Joana hat mir den Kaffee in eine Thermoskanne gefüllt. Nach dem Bad schau ich auf die Nachrichten und trinke dabei
Kaffee. Nebenbei öffne ich noch den Computer und schaue in mein Postfach. Es gibt neue Nachrichten.
Gleichzeitig setze ich eine Stellensuche bei einer Arbeitsvermittlung in Brixen ab.
Jetzt bleibt mir etwas Zeit und ich lege mir für die Motivation einen Film zurecht. Adriano Celentano in „Der gezähmte Widerspenstige“. Ich brauche dringend Etwas zum lachen. Und das ist wohl gut geeignet.
Kurz nach Acht gehe ich zu Marlies. Marlies lässt mir ungefragt einen Kaffee raus. Das ist jetzt der Zehnte. Bis auf Alfred, ist Keiner mehr da. Alfred fragt mich, was ich heute vor habe.
„Ich muss ins Schnalstal. Eine Vorstellung. Ins Schnalstal von zu Hause sind es um die zwanzig Kilometer.
„Damit komme ich bei vier Arbeitswegen zu Hause auf unter einhundert Kilometer. Das hilft etwas sparen. Bis jetzt musste ich immer weiter fahren.“ „Da wünsch ich Dir viel Glück.“
„Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
„Du siehst nicht aus, als würde bei Dir irgendwann die Hoffnung sterben.“
„Ich bin Migrant. Für uns, Joana und mich, gibt es nur zwei Wege. Zigeuner oder Wohnsitz.“
„Naja. Ein Leben im Wohnwagen ist auch nicht schlecht.“
„Stimmt. Man kann etwas leichter und schneller umziehen. Ich muss jetzt los.“
„Na dann. Viel Glück und vorsichtig fahren.“
Ich gehe aufs Zimmer und ziehe mich um. Meine Ausgehuniform. Trainingsanzug. Eine Jacke nehme ich mit, weil ich nicht weiß, wie weit ich zu laufen habe.
Mittwoch scheint der ruhigste Tag auf der Vinschger Staatsstraße zu sein. Ich komme zügig voran und selbst in Mals an der Ampel, ist kein Stau. Im Nu bin ich durch Schlanders. Theresa sehe ich auf dem Parkplatz vorm Haus mit einem jungen Mann reden. Vielleicht ist es der neue Koch. Komisch. Mit mir hat sie nie gesprochen; nicht mal gegrüßt. Vielleicht habe ich das falsche Nummernschild im Gesicht. Seit die Chefinnen das Personal aussuchen, ist etwas weniger Wechsel in den Küchen und Serviceposten. Irgendwie schauen auch Alle etwas glücklicher. Außer den Chefs. Die gehen jetzt öfters Jagen und Bergsteigen.
Ich komme in Naturns an der Abfahrt in Schnalstal an. Das Sperrschild ist weg. Bei der Auffahrt durch die Tunnel treffe ich nur ein Auto im Gegenverkehr. Immerhin glaube ich jetzt wieder an eine Auffahrt. Die Stelle ist geräumt. Unser Südtiroler Straßendienst hat das sicher mit Hilfe der Feuerwehr geräumt. In dem Tal ist oft so Etwas zu tun.
Ich komme an in dem schönen Ort, Unsere Frau Madonna. Was sind das für Ortsnamen? Die kann man nicht vergessen. Das Schnalstal ist für mich, wenn ich das so sehe, ein Tal in seiner Ursprünglichkeit. Sehr traditionsbewusst. Im Sommer sehe ich saftige Weiden auf denen Schafe und Rinder grasen. Das blaue Schürzl ist im Schnalstal fast schon die Sonntagsuniform. Vor jedem Gasthof, vor der Tankstelle, einfach überall, ist das Schürzl zu sehen.
Fortsetzung folgt