Fortsetzung Die Suche


Im Foyer des Tempels stehen dieses Mal ein paar bewaffnete Polizisten. Sie haben ein kleines Maschinengewehr am Körper. Was soll das? Ist schon die Gestapo eingezogen?

Der Paternoster dreht und mit uns wollen drei Blaumäntel aufwärts. Wir warten, bis die weg sind. Die freundlich geheuchelten Grüße beantworten wir mit einem murmelnden Nicken. Sie sollen nicht bemerken, dass wir Sachsen sind.

Vor dem Büro sollen wir etwas warten. Dort steht auch so eine bewaffnete Ordnungskraft. An den Worten merken wir, ein Wessi. Die haben Berlin besetzt!

Aus dem Büro kommen zwei Blaumäntel gefolgt von Einem im schwarzen Anzug mit zwei riesengroßen Aktentaschen. Der sieht fast so aus wie ein Anwalt. Gearbeitet hat der noch nie. Der läuft wie ein verwundeter Balletttänzer. Die Frau im Büro bittet uns rein. Der Hefter liegt vor ihr.

„Herr Karl, wie es aussieht, sind die kleineren und scheinbar lukrativen Objekte alle schon verkauft.“

„Und jetzt?“

„Naja. Wir haben noch ein paar ehemalige Kulturhäuser, eine ehemalige Schulküche und eine Arbeiterversorgung. Die müssen alle noch etwas repariert werden.“

„Und was ist der Preis von den Dingern? Bekomme ich die auch für eine Mark?“

„Die Gemeinden legen den Preis fest. Reden Sie mit den Leuten. Wir geben nur Empfehlungspreise.“

Fortsetzung folgt

Fortsetzung Die Suche


Sie tippt den Hebel an, wie eine Fee. Und das funktioniert. Wir kommen bei Steffen zu Hause an. Seine Wohnung ist eigentlich nur ein Nest. Die Eltern haben ein Häuschen gebaut zu DDR Zeiten. Dort hat er sicher auch sein Lager. Mit dem Fahrstuhl fahren wir fast bis nach ganz Oben. Einen Stock tiefer wohnen Steffen und Karin. Das Haus wirkt leer und ziemlich ruhig. Ich frage Steffen, wie das kommt.

„Die sind alle weg gezogen. Investoren haben viele Wohnungen gekauft. Die wollen wahrscheinlich zu viel.“

Die Wohnung ist das Büro von Steffen. Sie schlafen im Wohnzimmer. Im Schlafzimmer zeigt mir Steffen sein Fotostudio. Dort machen sie die Fotos von den Produkten, die er anbietet. Schön.

Joana sagt, sie ist schon fertig geduscht. Sie wirkt etwas müde, aber gleichzeitig ziemlich zufrieden und aufgeweckt. Sonst rennt sie nervös, wie aufgezogen umher. Sie kichert etwas, als ich ihre den Hintern streichel und einen Gute Nacht Kuss gebe.

Steffen lädt mich ein, noch einen kleinen Schluck aus der Hausbar zu trinken.

„Aber wirklich nur etwas Süßes.“

„Ich habe etwas Besseres.“

Karin will sich auch schon hinlegen. Das Wohnzimmer ist jetzt unser. Karin geht zu Joana. Steffen und ich trinken noch etwas, schalten den Fernseher an und schauen Filme vom Videorecorder. Filme von der Trasse. „Die habe ich kopiert von meiner Kamera.“

Es sind wirklich feine Filme dabei mit echter Künstlerprominenz aus der DDR. Sehr schön waren die Filme mit den russischen Tanzgruppen und Künstlern. Wir könnten fast eine Woche am Stück, Filme anschauen. So viele hat Steffen gefilmt. Mir ist das dort kaum aufgefallen.

Steffen weckt mich. Wir haben acht Uhr. „Frühstück“, ruft er.

Karin hat für mich vier Eier gekocht. Joana hat ihr verraten, dass ich, wenn ich früh esse, nur Kaffee, Tabak und Eier brauche. Steffen fragt mich, ob ich immer noch meine Zigaretten rolle.

„Das ist Familientradition. Unsere Familie hat schon immer Tabak angebaut.“

„Zeig mir mal, wie Du das machst.“

Ich zeige es ihm. Zuerst rolle ich Watte oder Krepppapier zu einer Art Zigarette. Aus den Zigaretten schneide ich die Filter. Die rolle ich neu mit Tabak zusammen und rauche eine verkürzte Filterzigarette. Schon zu DDR Zeiten hatten Köche wenig Zeit zum Rauchen. Und die russischen Belomorkanal und Herzegowina Flor waren mir dabei ein Vorbild geworden.

„Sollen wir Euch wieder zu der komischen Treuhand fahren?“

„Mir wäre das Recht“, antwortet Joana.

„Hoffentlich finden wir unser Auto wieder.“

„Wo habt Ihr denn geparkt?“

Ich beschreibe Steffen, wo unser Wartburg steht.

„Hoffentlich ist er noch da“, scherzt er.

Als würde uns Jemand einen Wartburg klauen. Noch zumal, einen mit dem alten Zweitaktmotor.

„Ich hab hier schon Pferde kotzen sehen.“

Wir haben den Parkplatz unweit des Palastes der Republik gewählt. Der ist leicht zu finden und gut bewacht.

Wir fahren und der Abschied von den Zweien fällt uns schwer. Wir würden sofort da bleiben. Karin gibt mir ein Küsschen und bei der Berührung erinnere ich mich an die seidenweiche Haut von Karin. Nicht mal bei unseren Kindern habe ich so eine Haut berührt. Was macht sie für diese Haut?

Die war aber schon in der Sowjetunion so unbeschreiblich weich. Steffen küsst Joana und mir gibt er einen Händedruck mit dem dringenden Wunsch, uns wieder sehen zu wollen. Karin hat Joana ein großes Päckchen mit gegeben. Ich frage nicht, was drinnen ist. Ich kann es mir denken.

Steffen fragt mich noch zum Abschied, ob ich noch Rolf und Kato aus Rostock kenne.

„Die wollen Dich auch unbedingt mal treffen. Ich kümmere mich mal drum.“

„Bis dann, Ihr Lieben.“

Jetzt wird es Zeit, in den heiligen Tempel zu schreiten.

Fortsetzung folgt

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