Joana wird Hotelier
Nach der Genehmigung durch den Bürgermeister, wird unser Anliegen im Gemeindeausschuss behandelt. Dabei profitierten wir von dem guten Ruf der Eltern. Sämtliche Ausschussmitglieder waren häufig zu Gast bei meinen Eltern. Die Genießer Seilschaften gaben uns Grünes Licht für das Vorhaben.
Zunächst haben wir Begehungen organisiert, zu denen ich auch Steffen und Karin einlud. Beide kamen. Ich wollte unbedingt hören, was die Beiden zu sagen haben. Einige Familienmitglieder wollten auch sehen, was wir da vor haben. Vor allem die Geschwister von Joana. Besonders Herbert, der gerade frisch aus dem Krankenhaus kam, war stark interessiert. Er bot sich sofort als Hausmeister an. Joana musste ihn erst Mal beruhigen.
„Wir müssen das erst noch bauen.“
Herbert vergaß seine Krankheit komplett. Er war wie neu geboren. Vor allem, als er erfuhr, dass an dem Haus eine Gedenktafel angebracht war. Wir haben ein Denkmal an einen großen Arbeiterführer gerettet. Karl Liebknecht. Wir waren von recht viel Optimismus geführt. Wohl in der Kenntnis, unseren gläubigen Gegnern passt das nicht. Das ließ auch den Kaufpreis entstehen.
Unser Saal war gesperrt. Ein Balken hat seine Kraft verloren. Mit Tanzveranstaltungen brauchten wir nicht kalkulieren.
Für gewöhnlich, war an DDR Kulturhäusern ein recht brauchbarer Garten, Grünanlagen und reichlich Parkplatz. An sich war das Gebäude recht solide gebaut, nicht nass und relativ gut intakt bis auf den Saal.
Die vielen Zimmer wollten wir zu einem Gasthof umbauen. Sozusagen, zu einem Hotel.
Ich schrieb ein Konzept und wir gingen zur Bank. Unsere erste Bank war natürlich die örtliche Sparkasse. Beim Betreten schon merkten wir, von örtlich kann keine Rede mehr sein. Der komplette Vorstand bestand aus Westbesatzern. Unsere früheren Ansprechpartner waren entweder Hausmeister oder Gärtner dieser Anlage geworden. Alle grüßten freundlich beim Betreten der Räume und gaben auch gleich gewisse Augenzeichen. Ordentlich geschulte Banker einer gemeinnützigen Volkswirtschaft wurden plötzlich Hausmeister und Sekretärin. So schnell wird aus einem Angestellten im Eliteberuf, ein Handwerker.
Unser ehemaliger Nachbar, ein recht dominanter Banker und Westgeldbewunderer, wurde plötzlich Pförtner am Eingang zur Sparkasse.
„Hast Du umgeschult?“
Er schaut auf die Wände, die alle mit Kameras ausgerüstet waren. Es waren neue Kameras. Unsere Stasi brauchte das nicht.
„Ich muss zu einem Gespräch mit einem Kreditantrag für einen Treuhandkauf.“
Als Banker war er noch voll im Saft. Gehe zu dem Schwaben im Zimmer Neun. Die Treuhand ist dem seine Spezialität. Er sagt es relativ leise. Wahrscheinlich haben die neuen Herren überall noch Mikrofone. Ich muss mich fast auf den Boden legen, um seine Augenzeichen zu lesen. Joana beobachtet Alles aus einer gewissen Entfernung. Das sorgt bei uns Beiden für den kompletten Überblick. Danach sagt mir Joana, was sie gesehen hat und wir gleichen das untereinander ab. Joana bemerkt mehr als ich. Ich bin oft zu sehr mit der Materie beschäftigt.