
Die vier Hoteliers fragen, ob wir ihnen Etwas zu Mittag kochen können. Der Blick in den Topf verrät uns, es geht. Aber die Portionen wären ziemlich klein. Einen Nachschlag zu servieren, wäre unmöglich.
„Legen wir Denen eine Vorspeise?“
„Am besten, wir bieten ihnen ein Speckbrettl.“
„Das werden sie schon annehmen. Ich frage sie.“
„Die Herrschaften wollen Speck“, singt Leo. Er wirkt irgendwie begeistert. Ich lege die Brettl klassisch. Mit Gurke und sauren Zwiebeln. Die sauren Zwiebeln habe ich morgens mit hergestellt. Für das Menü. Bei weniger Gästen habe ich mehr Zeit, unseren Gästen einige Extras herzustellen. Meist stelle ich verschiedene Gemüse – acrodolce her. Sprich, süss – sauer. Die Nachfrage ist bei unseren Gästen enorm. Vor allem gehen Champignons, Zucchini und Peperoni gut ab in dieser Variante. Ich scheine bei der Würzung a la Saxonia ein glückliches Händchen zu haben.
Nach dem Essen, kurz vor meiner Mittagspause, wollen die Herren den Koch sehen. Schon nach den ersten Worten scherzen sie über meine Herkunft. Etwas geheucheltes Beileid ist dabei. Mich erinnert der Auftritt an diverse Filme mit Butlern. Ich stehe stramm neben dem Tisch und die Herren wollen mich sitzend vorführen.
„Die Speckscheiben sind ziemlich klein. Fast wie am Saisonende.“
„Unsere Schweine wachsen leider nicht quadratisch.“
„Das Essen war gut. Wir könnten einen Koch gebrauchen in der Wintersaison.“
„Wie weit müsste ich denn fahren?“
„Das ist unterschiedlich. Sie hätten die Wahl zwischen Stubaital, Matrei und Steinach.“
„Das ist ja im Wipptal. Gebührenpflichtig. Würden sie die Maut, den Sprit und die Autobahn zahlen?“
„Sicher.“
„Auch bei täglicher Benutzung?“
„Man kauft sich ein Jahresticket dafür. Natürlich.“
Das Angebot ist verlockend. Zumal in Österreich der Tank für zwanzig Cent pro Liter, preiswerter zu füllen geht.
„Wenn sie mir ihre Hotels verraten, können wir bei passender Zeit darüber reden.“
Im Nu setzt ein Hagel von Visitenkarten ein. Ich fühle mich geehrt.
„Willst du noch Etwas trinken?“
„Höchstens einen Kaffee.“
„Saufen tut der auch nicht“, sagt Einer von ihnen. Sie lachen. Leo steht am Tisch und lacht mit.
„Du machst wohl Geschäfte bei mir? Das kostet Prozente.“
Ich komme mir vor wie ein antikes Möbelstück, um das gerade geschachert wird. Die Herren bleiben sitzen. Ich bin müde.
Auf dem Weg ins Zimmer fallen mir drei Herren auf, die an unserer improvisierten Rezeption stehen.
„Ist der Chef da?“, fragen die mich.
„Ja. Er kommt sicher gleich wieder.“
Mit dem Hinweis, kommt Leo zurück. Alle gehen zusammen ins Büro und der Letzte schließt die Tür. Ich kann nicht hören, was da läuft. Trotzdem wollte ich gern wissen, was da gespielt wird. Ich gehe an unseren Eingang, um zusehen, wer das ist. Sicher eine Baufirma. Leo redet die ganze Zeit von Bau und Reparatur. Die Nummernschilder sind aber aus Österreich. Will Leo etwa mit einer Österreichischen Firma bauen? Das kann ich nicht verstehen. Zumal wir gute Firmen in unmittelbarer Nähe haben. Ich denke, sie sind gut. Unsere Hoteliers sind ziemlich oft anderer Ansicht. Persönlich habe ich sehr oft Streit zwischen Baufirmen und Hoteliers miterlebt. So ganz grundlos kann also der Blick in die Nachbarschaft nicht sein. Die Tiroler Hotels sind schon auch solche Prachtstücke wie unsere. Sie sind nur mitunter etwas herunter gekommen. Der Grund ist sicher in der unterschiedlichen Belastung der Hoteliers zu suchen. Ich meine jetzt nicht die Belastung durch Gäste. Eher, die durch Kreditinstitute und Landesämter. Gastronomen sind immerhin deren Sklaven. Mir ist keine Steuer und erfundene Abgabe bekannt, die nicht den Gastronomen abverlangt wird. Dagegen sind Friseure, Könige. Leider gibt es von beiden Berufen zu viel.
Unsere Diktatoren nennen das Dienstleistungsgesellschaft. Dabei sind sie eigentlich die Diener des Volkes. So einfach schiebt man Verantwortung in eine andere Schublade. Mit dummer Unverfrorenheit und einem lockeren Maul. Neuerdings tritt dieses Phänomen auch mit Reizwäsche an. Die Preise sind entsprechend dem Strich angepasst. Schließlich will die Schickse am Garda ihren Lover ausführen, während der Alte die aufgedrängte Brut in den Kindergarten karrt. Der Alte gibt die Aufgabe an ein Polnisches Kindermädchen ohne Unterwäsche weiter. Das sind Kosten, die wir gern mit zu bezahlen haben. Hoffentlich hat der sich rechtzeitig sterilisieren lassen. Sonst geht es ihm wie Boris Becker.
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