Das Mittag hält sich in Grenzen, Dafür lerne ich neue Mitarbeiter kennen. Irgendwie kennt man sich im Zusammenhang mit anderen Tätigkeiten. Jetzt bin ich wahrscheinlich ein Angestellter in einem Mischunternehmen. Schaden kann das nicht, denke ich.
Am Abend wird es bei uns belebter. Disco ist heute keine. Gabriel sagt mir, er plane eine Veranstaltung mehr pro Woche. Damit würde er die Disco rentabel machen. Es braucht noch Genehmigungen. Ausgerechnet im Bereich Jugendarbeit, werden die meisten Genehmigungen verlangt. Und das bei sich jährlich ändernden Gesetzen. Wie soll ein Betrieb diese Anforderungen bedienen? Man will keine Jugendarbeit ohne Kreuzchen im Hintergrund. Ein Schützengraben scheint den Verantwortlichen der richtige Platz für die Jugend zu sein. Mir scheint, in der DDR war es bedeutend leichter, der Jugend eine anständige Freizeitgestaltung zu ermöglichen. Leider haben unsere Besatzer die Unterlagen in Bunkern archiviert. Die Hintern der falschen Bürokraten kleben darauf. Eine manche Gemeinde könnte viel lernen. Vor allem, unsere Südtiroler Gemeinden. Wer so Etwas achtlos in die Hände von Kreuzchenschwingern gibt, dem liegt nicht wirklich etwas an der eigenen Jugend. In erster Linie ist Jugend ein soziales Projekt.
Abends begrüßen wir die ersten Familien. Die Gemütlichkeit zieht ein. Bisweilen kommt Erwin in die Küche mit einem Bier für mich.
„Das haben Dir die Gäste ausgegeben.“
„Trink du es. Ich kann leider kein Bier trinken.“
„Ich sag es den Gästen in Zukunft.“
„Ich trinke Kaffee.“
„Ich weiß. Recht viel, wie mir scheint.“
„Das brauch ich auch.“
„Verstehe.“
Erwin muss nur abends arbeiten. Er fängt trotzdem schon zu Mittag an. Verglichen mit meiner Arbeitszeit, könnte ich das schon fast als Urlaub bezeichnen. Wobei ich sagen muss, mit den Gästen heutzutage, ist das eher mit einer Tätigkeit in einem Kindergarten vergleichbar. Ich schätze, im Kindergarten befinden wir uns trotzdem noch auf einem höheren Niveau.
Die Gastronomie ist der Kindergarten der angeblich Erwachsenen. Bisweilen entsteht sogar der Eindruck, wir würden in einer Behindertenanstalt arbeiten. Kein Psychologe verfügt über die Kenntnisse, über die ein Gastronom verfügt. Selbst bei der Behandlung diverser Charakterschwächen, zeichnen sich Gastronomen als bedeutend konsequenter aus. Im Volksmund wird das oft als Durchblick bezeichnet. Vielleicht ist es auch die praktische Geradlinigkeit, die Gastronomen auszeichnet. Nicht alle. Aber, sehr viele.
Ich komme sehr spät aus dem Betrieb. Joana schläft sicher schon fest. Meine Küche ist sehr groß. Die allein zu reinigen, benötigt schon seine Zeit. Jetzt denken vielleicht Leser, wo wir nicht arbeiten, muss auch nicht geputzt werden. Das ist im Fall von Küchen leider ein Irrtum. In der Küche sind der Dampf, das Fett und der Staub die Transportunternehmen für Schmutz. Nicht die Zeitung und das Fernsehen. Hausfrauen mit einem Sinn für Reinlichkeit, wissen wovon ich rede. Auch die Kontrolleure von Hygienevorschriften. Und die finden jedes Ritzchen. Wobei sich da etwas anfügen lässt. Kämen die Frauen zu uns ohne Unterwäsche, würden wir ihnen vielleicht allein verraten, wo unsere Schwächen zu finden sind.
Genug geträumt. Ich fahre nach Hause. Es ist fast Zwölf. Paolo steht immer noch an seinem Ofen.
„Jetzt ist aber Schluss“, hat er gesagt.
„Bis morgen. Tschüss.“
Joana schläft tatsächlich fest. Trotzdem hört sie mich und mein Motorrad. Ich schleiche ins Zimmer und sie spielt, fester Schlaf. Den hellen aber sanften Schnarchton vermisse ich um diese Zeit.
„Du bist aber spät heute.“
„Typischer Samstag.“
„Gab es viel zu tun?“
„Ich schätze, zu wenig für den Betrieb.“
„Wie viel Essen hast du denn gekocht?“
„Keine fünfzig.“
„Ihr habt aber auch Pizza.“
„Paolo arbeitet noch.“
„Gute Nacht.“
Es gibt ein Küsschen und einen leichten Klaps auf den nackten Hintern. Das Verlangen, das entzückende Teil zu Kneten, muss auf den Ruhetag verschoben werden.
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