
Die Einstellung ist an sich gar nicht verkehrt. Unsere leider zu zahlreichen Restaurants wollen auch Etwas verkaufen. Und wie wir die Busunternehmen kennen, legen die eh reichlich Pausen ein.
Ich gehe also gleich an die Arbeit. Das Menü ist einfach. Das Knödelbrot steht schon bereit. Agnes hat sogar schon die Salatteller fast fertig.
„Die lege ich noch fertig. Möchtest du Etwas trinken?“
„Kaffee, wenn es recht ist. Einen Liter.“
Leo muss lachen.
„Wie ich.“
Wir servieren eine Cremesuppe, Rinderbraten – Knödel und einen Strudel.
Der Strudel muss noch schnell gerollt werden. Die Zutaten für einen Mürbteig sind im Haus. Der Wareneinsatz sollte vier Euro nicht groß überschreiten. Also stelle ich den Mürbteig mit gesund – gelobtem Öl her. In deutschen Artikeln über Gesundheit wird unsere Butter so und so als giftig beschrieben. Wir wollen unsere Gäste an unseren Tischen doch keinem Herzschlag aussetzen. Die folgenden Klagen nach deutschem Recht, wären unser Untergang.
Immerhin wird in deutschen Gerichten entschieden, wer auf dem Garda wen versenken darf und wer nicht.
Wir kochen also nach deren einfältigem Recht und lassen sie das essen, was sie zu Hause sogar noch schlechter bekommen. Dafür importieren wir extra deren drei Mal gewaschenes Gammelfleisch.
Beim Auspacken des Rindfleisches fällt mir die außerordentliche Festigkeit dieses Produktes auf.
„Das bekommen wir heute nicht mehr gar als Rinderbraten.“
„Dann kochen wir eben ein Gulasch“, sagt Leo.
„Als Gulasch bräuchten wir dafür auch drei Stunden. Wir kochen das als geschmortes Schnitzel.“
„Gut.“
„Sollen wir Zwiebelrostbraten schreiben?“
„Passt.“
Gegen Mittag kommen die ersten Gäste und fragen uns nach einem Mittagessen. Die sind im Hotel geblieben, während die Anderen mit dem Bus ins Martelltal gefahren sind.
„Wir sind kein Restaurant“, antwortet Leo.
„Bei uns bekommen sie Übernachtung mit Halbpension.“
„Wo ist das nächste Restaurant?“
„Im Ort. Sie müssen fünfhundert Meter laufen.“
Kaum haben uns die Drei verlassen, stehen die nächsten Zwei in der Tür.
„Haben sie ein Hausprospekt?“
„Das liegt vorn auf dem kleinen Tisch am Eingang.“
wir haben fünf Minuten für unsere Arbeit. Die Tür öffnet sich. Zwei Mädchen und ein Junge stehen in der Tür. Die Mädchen haben das Telefon in der Hand und stieren auf den Bildschirm. Die größte fragt –
„Wo können wir heute Abend tanzen gehen?“
„Am Montag ist das schwer möglich bei uns.“
Die Blicke werden finsterer. Ein Mädchen hebt fast drohend den Blick vom Handy. Was denken die jungen Leute, wo sie sind?
„Im Nachbarort ist eine Musikbar.“
„Sonst nichts?“
„Nein. Wir haben im Nachbargebäude einen Fernsehraum mit einer Musikanlage. Dort können sie tanzen.“
Die Drei schauen sich an. Sie sehen nicht so aus, als könnten die sich selbst unterhalten. Sie ziehen still schweigend ab.
Jetzt glauben wir tatsächlich, unsere Ruhe zu haben. Leo schaut mir interessiert zu und will helfen. Ich setze ihm den Knödelteig an und zeige ihm wie ich die mit dem Löffel absteche und forme.
„Nocken. Die sehen gut aus.“
„Und sie gehen schnell.“
Leo stellt sich ganz patent an. Es geht wirklich schnell bei ihm.
„Morgen kommt ein junges Mädchen aus dem Nachbarort. Ein Lehrling. Sie kommt drei Tage die Woche.“
„Ist sie eine Hilfe oder eher eine Last?“
Für einen Alleinkoch ist die Frage berechtigt. Ausbildung kostet Zeit.
„In den anderen Betrieben wurde sie gekündigt. Sie hat zu oft unentschuldigt gefehlt. Sie ist im dritten Lehrjahr.“
„Dann wäre sie eigentlich schon ein Koch. Lass uns das probieren.“

Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.