In Richtung Rosengarten ist Stau. Im Eggental ist das keine Seltenheit. Trotzdem die Straße recht gut ausgebaut wurde. Es gibt aber recht gefährliche Ecken dort. Und da kracht es regelmäßig. Vor allem berühren sich dort die Kurvenschneider. Die Straße liegt voller abgefahrener Spiegel. Das Tal ist recht beliebt bei Motorradfahrern. Man könnte fast den Eindruck bekommen, das Tal lebt von Motorradfahrern. Viele Gruppen treffen sich dort. Sie übernachten in dem Tal. Das Tal ist dann der Ausgangspunkt für Touren in die Dolomiten.
Um in die Hütte zu gelangen, muss ich den Nigerpass benutzen. Die Straße ist in einem üblen Zustand. Schrittgeschwindigkeit ist angesagt. An den großen Parkplätzen suche ich mir eine Stelle, auf der ich das Motorrad abstellen kann. Ausgerechnet die Stellen stehen aber voller Autos. Die Targas sind aus Italien, Deutschland und den Alpenländern. Der Lift ist ein Sessellift.
„Ich muss zu einer Vorstellung in die Hütte.“
„Dann nimm Platz. Die erwarten dich schon.“
„Gibt es sonst noch Betriebe hier, die Köche suchen?“
„Aber sicher. Nur ein paar Meter von hier findest du sicher Arbeit.“
Am Lift herrscht ziemliches Gedränge. Der Liftwärter stellt sich vor die Leute, die sich vordrängen wollen.
„Der Mann muss vor ihnen hinauf.“
„Warum den das? Wir waren eher da.“
„Der Man muss auf Arbeit.“
„Wir haben bezahlt.“
„Zeigen sie mir mal ihre Karte.“
Inzwischen kann ich Platz nehmen und hinauf fahren.
Oben angekommen, muss ich aus dem Sessel springen. Die Leute vor mit gehen nicht bei Seite. Sie bleiben stehen wie Mondkälber. Ein Liftwart zieht sie weg. Ich hätte sie sonst angesprungen. Mir fällt schwer, zu entscheiden, was besser ist für die Zwei.
Wer so stehen bleibt, sucht sicher den Grund für einen Krankenhausaufenthalt.
Der Küchengang ist leicht zu finden. Von Küche kann eigentlich kaum die Rede sein. Sagen wir Loch dazu. Der Dunst ist unerträglich. Das Kaffeegeschäft läuft gerade. Strudel und Kuchen hausgemacht, steht auf dem Schild. In diesem Haus ist der Kuchen sicher nicht gemacht worden. Dafür hat die Mannschaft weder die Zeit noch den Platz. Ich schätze, die Hütte ist ein Ableger eines Restaurants oder einer anderen Hütte.
Der Chef zeigt mir die Hütte. Auch die Küche. In seinen Augen sehe ich Zweifel. Der glaubt sicher, ich schaffe das nicht. Komisch. In meinen Unterlagen steht, wo ich bisher gearbeitet habe.
„Wir melden uns. Gib mir mal deine Telefonnummer.“
„Meine Telefonnummern stehen in der Bewerbung.“
Der hat die wahrscheinlich noch nicht mal gelesen.
Was will ich hier? Der sucht doch keinen Koch. Vielleicht sucht er einen Abspüler.
In einer Hütte macht der Koch eigentlich Alles. Er kocht und wenn er Zeit hat, geht er eben Geschirr abtragen. Mir wäre das nicht neu. Vielleicht bin ich im nicht schön genug. Mich fragt Keiner, ob ich einen Kaffee oder etwas trinken möchte. Für eine Hütte ist das schon ungewöhnlich. Auf alle Fälle, höre ich nicht Einen, Deutsch reden. Vielleicht bin ich deswegen falsch her. Ich weiß es nicht.
Im Sessellift schaue ich auf mein Telefon. Wer hat mich angerufen. Ich muss schnell die Nummer recherchieren. Obereggen. Gut. Ich rufe zurück.
“Wir suchen einen Koch.“
„Mit wem spreche ich?“
Ich weiß es. Trotzdem möchte ich das aus dem Mund meines Gesprächspartners hören.
„Ornella aus dem Bergunfall.“
„Sie rufen für Bruno an?“
„Ja.“
„Hat er schon wieder einen Koch raus geschmissen?“
„Nein. Der Koch ist verunglückt.“
Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Bei Bruno waren es in letzter Zeit immer Arbeitsunfälle. Das scheint ein gefährlicher Arbeitsplatz zu sein.
„Wann braucht er mich denn?“
„Kommende Woche.“
„Das wäre dann ein Arbeitsunfall mit Vorhersage.“
„Nein. Der Koch hat gekündigt.“
„Aha. Sag bitte Bruno, bei mir liegt nichts an. Ich komme.“
„Danke.“
Ich frag mich jetzt, wer sich bei mir bedankt. Ornella oder Bruno. Ornella ist das zusätzliche Rückreisegepäck eines Brasilienurlaubs von Bruno.
Das muss ein ziemlich großer Koffer gewesen sein.
Über die Leidenschaft Brunos muss ich mir also keine Gedanken machen. Das hätte er auch zu Hause haben können.
Jetzt geht es nach Hause. Das wird eine schnelle Nachtruhe. Bei den Nachrichten, die bereits jetzt schon anliegen, gibt es noch viel Arbeit.
Joana erwartet mich schon.
„Du bist aber zeitig fertig heute.“
„Und du zu spät. Was ist los?“
„Ich war noch im Eggental. Bewerbungen.“
„Das klingt gut. Und?“
„Ab kommende Woche.“
„Sonst nichts?“
„Ich soll auf Anrufe warten.“
„Du wartest doch noch auf Anrufe vom letzten Jahr.“
„Tja. Die sind eben leicht vergesslich. Ich nicht.“
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