Monika steigt vor der Einfahrt zur Nebenstraße ab. Toni fährt weiter. Wie erwartet, steht Sibyla bereits am Terrassenfenster. Leicht bekleidet. Toni sieht das Wunder. Das Gartentor springt mit einem Summton auf. Mit Fernbedienung. Toni legt die Tür nur an beim eintreten. Sibyla scheint das zu bemerken. Sie drückt die Fernbedienung noch einmal. Toni schließt die Tür und geht zum Haus. Auch diese Tür springt, wie durch Zauberhand, auf. Toni muss nicht eine Tür mit der Hand berühren.
Sibyla empfängt ihn heute etwas trockener. Vielleicht ist Andreas noch im Haus? Sibyla schaut mit den Augen nach Oben. Zwei – drei Mal kurz hintereinander. Andreas ist zu Hause. Nichts ist mit der Überraschung, denkt Toni. Andreas hat das Telefon in der Hand.
„Notruf. Ich muss los. Tschüss Toni.“
Keine zehn Sekunden und Andreas war schon außerhalb des Gartenzaunes. Wie durch einen Startschuss ausgelöst, wirft Sibyla ihr Negligee ab.
„Deswegen bist du doch hier“, flüstert sie.
Toni schluckt. Hoffentlich kommt Moni bald. Er weiß nicht, wie lange er dem Angebot widerstehen kann.
Monika muss über den Zaun steigen. Auf einmal klingelt das Telefon. Mit einer anderen Melodie als das letzte Mal. Sibyla zieht sofort einen Bademantel über.
„Alarm“, ruft sie.
Gerade in dem Augenblick, klingelt Monika an der Eingangstür.
„Doch kein Alarm. Besuch“, sagt Sibyla und öffnet die Tür.
„Hoila! Du Monika?“
„Hoila, Sibyla. Wolltest du gerade baden? Stören ich dich?“
Sibyla hat die Frage sofort verstanden. Toni fragt sich, ob die Weiber einen Geheimcode haben. Oder lesen sie das aus den Gesten? Monika sieht jedenfalls nicht besonders friedlich aus.
„Da bin ich ja rechtzeitig gekommen!“
Gut gespielt, denkt sich Toni. Das überzeugt ganz sicher.
„Ich wollte Toni nur meine neue Unterwäsche zeigen“, stammelt Sibyla.
„Du hast doch gar keine mehr an“, faucht Monika.
Das Weib sieht wirklich gut aus, denkt sie sich.
Toni schaut auf den Schreibtisch. Die Kamera läuft noch. Er zeigt das Monika mit einem Kopfnicken. Monika geht sofort hin.
„Wir nehmen den Computer mit.“
Toni schreibt eine Art Quittung aus. Sibyla wird sofort gesprächsbereit.
„Was wollt ihr wissen?“
„Wir hängen etwas an den letzten, zusätzlichen Beweisen. Das, was wir bereits haben, reicht. Wir wollen das nur komplettieren.“
„Geht es um die Laterne und den Tanzabend?“
„Ja“, antwortet Monika.
„Wir wollen von dir jetzt aufrichtig wissen, wen du alles gesehen hast. Und vor allem, wann.“
„Kaffee?“
„Wenn das länger dauert, sehr gerne.“
„Ich möchte vom ganzen Abend erzählen.“
„Dann kannst du schon mal zwei Liter filtern.“
Monika und Sibyla lachen.
Die Erzählung dauert bis zu diesem Augenblick.
„Markus hatte vor der Tür Streit mit seinem Vater und der Mutter.“
„Es ging sicher um Iva.“
„Ja. Das war aber nicht der einzige Streit, den ich mit bekommen habe.“
„Foltere uns nicht so lange.“
„Paul hat Florian zurecht gewiesen. Recht laut. Das haben drinnen Alle gehört.“
Das war nur der Anfang.
„Patrick hat mit Laura gestritten. Er hat Peter am Kragen vor die Tür befördert.“
„Zuzia war böse mit Rainer. Der hat an Magda herum geleckt.“
Alle müssen lachen.
„Wie, herum geleckt?“
„Naja. Er hatte keine Hand frei. Zuzia hat das gesehen und Rainer fast Eine gelangt.“
„Wie ich höre, war das ein recht unterhaltsamer Abend.“
„Aus dem Grund bin ich auch mit Simon raus gegangen.“
„Nicht etwa wegen des jungen Strickes?“
„Du weißt aber schon wieder Alles.“
„Danke, meine Liebe.“
Die Drei unterhalten sich fast fünf Stunden lang. Inzwischen kommt Andreas wieder.
„Ich muss gleich wieder weg. Ich wollte mich nur mal zeigen.“
Sein Dienstauto steht vor dem Grundstück. Mit Blaulicht aber ohne Horn.
„Mach hin. Die Leute denken, hier ist Jemand krank.“
„Zum Glück bist du gesund. So, wie du angezogen bist.“
Alle lachen zusammen.
„Ich stelle mir gerade vor, wie Deine Wäsche an Monika aussieht.“
„Du Ferkel“, ruft Monika.
Toni lacht nur dazu.
„Was macht denn eigentlich Klaus und die ganze Firma bei den Tanzabenden?“, fragt Toni.
„Das ist nur etwas Talentsuche.“
„Die Frauen arbeiten doch so schon alle für Euch.“
„Nicht alle. Leider.“
„Was?“
„Iva wollte zum Beispiel nicht mehr. Sie war eh nur zwei Mal dabei.“
„Wie das?“
„Immer, wenn sie erfuhr, wir wollen drehen, hat sie einfach in einem anderen Objekt gearbeitet.“
„Konnte sie das einteilen?“
„Normal hat das Danka getan. Aber Iva hat sie oft auch vertreten. Vor allem dann, wenn Danka bei uns mit gefilmt hat.“
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