
Heute koche ich:
Salatteller
Lasagne al forno
Gefüllte Truthahnbrust, Rosmarinkartoffel, Erbsengemüse
Kirschjoghurt
Es kommen schon ein paar Kollegen und fragen mich, was es heute gibt.
Die Truthahnbrust fülle ich mit Knödelbrot, Rotwein, Ei, Rosinen und Rosmarin. Die pochiere ich im Ofen bei siebzig Grad. Für die Rosmarinkartoffeln nehme ich die Wedges aus der Gefrierzelle. Für das Ragout der Lasagne muss ich erst mal ein paar Fleischstücke auftauen. Das mach ich gleich bei den siebzig Grad mit. Auch die gefrorenen Teigplatten für die Lasagne lege ich gleich mit rein in den Dämpfer. Für die Bechamel koche ich ein dickes, gut gewürztes Gulli und strecke das nach dem Kochen mit Sahne. In den Naturjoghurt rühre ich gefrorene Kirschen und Zucker ein. Zu Mittag ist der fertig.
Joana geht inzwischen Etwas einkaufen. Ein freier Tag in Warteposition. Sie muss sechs Stunden auf mich warten. Es gibt wirklich schönere Beschäftigungen als dort auf mich zu warten. Inzwischen kommt Rolfo und ich stelle ihm Joana vor. Sie trinken einen Kaffee zusammen.
„Joana, willst Du nicht nach Hause fahren?“
„Ja. Ich fahre jetzt. Ich hol Dich dann ab.“
Die Essensausgabe geht recht flüssig. Ich habe heute um die dreißig Gäste. Lasagne musste ich eher Aus sagen. Einige meiner Gäste haben das als Hauptgericht verlangt. Das habe ich nicht berücksichtigt. Einige Gäste fragen nach Suppe. Ab morgen muss ich ihnen eine Suppe mit anbieten.
Rolfo fragt mich, ob ich Pizza haben möchte. Ich frage ihn, ob er mir zwei macht.
„Joana hat heute frei und wir sind zu Hause.“
„Natürlich. Schönen Feierabend.“
Er sagt das mit einem verschmitzten Lächeln. Wohl in der Anspielung auf meine schöne Joana.
„Deine Frau ist wunderschön. Die passt gar nicht zu Dir.“
„Aber zu Dir?“
„Meine Frau kommt morgen einkaufen.“
Jetzt gehen wir schon die Frauen vergleichen. Was ist das für eine Welt?
Joana kommt pünktlich.
„Bist Du schon fertig?“
„Nein. Wir müssen noch die Bestellungen aufgeben.“
Rolfo steht mit dem Zettel. Ich diktiere ihm meinen Bedarf. Der Chef kommt und holt den Zettel ab. Nebenbei stellt er mir die Chefin vor. Sie faxt die Bestellungen heute noch weg.
Wir verabschieden uns. Ich sage ihnen, dass ich morgen früh raus muss.
Rolfo gibt mir die zwei Pizza mit. „Personalessen“, sagt er zum Chef. Der Chef nickt und verabschiedet sich.
Bei unserer Heimfahrt müssen wir einen kleinen Umweg durch Naturns fahren. Der Tunnel ist gesperrt. Ein Unfall. In Naturns ist demzufolge auch ein zäher Stau. Wir verlieren eine Stunde.
Zu Hause schauen wir uns einen Film an und essen dabei unsere Pizza. Und schon sind wir wieder müde.
Tag 55
Wie gewohnt, stehen wir um Vier auf. Ich muss Joana noch auf Arbeit bringen. Wenn ich etwas Glück habe, ergibt sich noch mal eine kleine Ruhepause im Bett. Joana hat uns beim Einkauf einen kleinen Rührkuchen mit Schokoladenüberzug mitgebracht. Den essen wir zusammen auf. Es bleibt nichts übrig. Uns fällt gerade auf, dass die Schokoglasuren auf den Kuchen auch immer dünner werden. Wir lästern darüber, wie die Westnachrichten darüber berichtet hätten, wenn das in der DDR passiert wäre. Nebenbei gesagt, erreicht der Westrührkuchen bei Weitem nicht die Qualität eines DDR – Rührkuchens. Und das trotz angeblichem Überfluss an Rohstoffen. Von Rosinen und Mandeln wollen wir gar nicht erst anfangen. Offensichtlich gibt es das nur im Überfluss, weil sie davon nichts benutzen. Aus Geiz und Profitsucht.
Zu diversen Feiertagen bekamen die DDR – Bürger, Besuch von ihrer Westverwandtschaft. Die brachten Taschen voller subventioniertem, billigsten Westkram mit. Die Annahme dieses Abfalls mit geheucheltem Lächeln, musste teilweise erst einstudiert werden. Wehe, man zeigte sich nicht dankbar. Die wären glatt nie wieder gekommen und hätten sich in Ungarn billigst durchgefressen. Heute, nachdem wir diesen Verbrechern die Reparationen bezahlt haben, fressen die uns die Rosinen aus dem Kuchen. Muss man sich heute Alles selbst herstellen? Können die vergeizten Verbrecher überhaupt noch etwas Anständiges, Brauchbares herstellen? Wir bezweifeln das.
In der DDR war früher Aal sehr gefragt und eine Bückdichware. Mit Glück, bekam Unsereiner den im Jahr, zwei bis drei Mal zu essen. Als Koch, wohlgemerkt. Soll ich ehrlich sein? Dreißig Jahre lang, habe ich den im Westen nicht zu Gesicht bekommen, geschweige, in den Mund. Und wenn, dann war dieser überteuerte Müll, verdorben! Verdorben in einer Verpackung, die drei bis vier Mal umdatiert wurde. In der DDR wäre dieser Verkäufer im Gefängnis gelandet und seine Gewerbeerlaubnis los. Heute würde der Rente als politisch Verfolgter kassieren von seinen Mitverbrechern.
Joana unterbricht mich bei meinen philosophischen Ausschweifungen. „Wir müssen los!“
Donnerstags ist allgemein viel Lastverkehr. Schon mit der Ankunft an unserer Hauptstraße dürfen wir das registrieren. Neuerdings lesen wir Nummernschilder aus Bulgarien und Slowenien. Wenn das so weiter geht, müssen wir uns an irakische und afghanische Nummernschilder gewöhnen. Die Fahrer kommen bereits von dort.