Gelika – Abschied


Slavo soll am kommenden Tag seinen LKW zur Probe fahren. Den Tag darauf geht es schon los. Die erste Tour. Gelika verspricht, sich um eine Arbeit zu kümmern. Sie telefoniert mit Bekannten. Sie geben Ratschläge. Sie soll ihr Glück als Ungelernte in der Gastronomie versuchen. Sie bewirbt sich in Hotels und auf Rasthöfen erneut. Mit ihrer ersten Bewerbung auf einem österreichischen Rasthof nimmt sie Kontakt auf. Slavo findet das günstig. Er glaubt, Gelika damit öfter zu sehen.

Nach dem Organisatorischen, gehen die Zwei wieder ins Bad. Gelika möchte Slavo von den lästigen Haaren befreien. Sie glaubt, bei seinem neuen Job würde sich das gut machen. Slavo ist auch überzeugt davon.

„Lass uns schnell noch heiraten“, sagt Slavo in der Badewanne. Slavo meint damit den Vollzug der Ehe. Gelika findet den Zeitpunkt passend.

Beim Rasieren zeigt Slavo seine absolute Unschuld. Er kommt schon beim Auftragen des Rasierschaums das erste Mal.

„Hab ich dich jetzt entjungfert?“, fragt Gelika. Beide lachen.

„Nein. Das habe ich selbst schon oft getan.“

„Macht nichts. Ich auch.“

Die Beiden gestehen sich, für sie ist es mit einem Partner das erste Mal. Slavo bezweifelt das zwar. Geht aber nicht näher darauf ein. Er will den schönen Abend nicht verderben. Tatsächlich hat Gelika mit ihren Freundinnen auf dem gemeinsamen Zimmer, oft Doktor gespielt. Als Erwachsene. Die Unschuld sollte dabei erhalten bleiben. Sie ist es aber nicht. Die Spielzeuge wurden immer interessanter. Und immer schöner. Sie hofft, Slavo merkt das nicht.

Slavo merkt es aber. Er sagt nichts dazu.

Gelika soll es ihm selbst gestehen. Sie tut es. Sofort.

„Wir haben es in unserem Zimmer manches Mal etwas heftig getrieben.“

„Das interessiert mich kein Bisschen.“

Slavo weiß sehr Wohl, als Bauer hat er keinen guten Stand bei den Frauen. Kaum Eine der modernen Frauen liebt wirklich die ländliche Arbeit. Sekretärinnen und Friseusen werden dort sicher nicht gebraucht. Und Beamtinnen samt Politikerinnen, so und so nicht. Auf dem Land lässt sich selten Etwas mit dem Maul bewegen. Um so überraschter ist er von Gelika.

Der erste gemeinsame Abend ist ein Fest.

„Hab keine Angst. Ich nehme die Pille.“

Slavo muss lachen. Geli lacht mit.

„Ich glaube, genau diese Beruhigung haben viele Väter sehr oft gehört.“

„Mit einem Nachwort“, sagt Gelika. „Entschuldige. Ich habe die Pille vergessen.“

„Ich kann keine Kinder ernähren. Und du sicher auch nicht“, sagt Slavo.

„Wie auch? Als Putzkraft oder Fahrer in Europa?“

Beide lachen. Etwas Bitternis schlägt durch. Geplant war es anders.

„Wir werden uns selten sehen. Wer kann da schon Rechenschaft über diverse Ausrutscher ablegen“, sagt Slavo und tröstet dabei Gelika.

„Wichtig für uns ist; wir halten zusammen.“

Slavo geht zu seinem Schrank. Den hat Mutter noch eingerichtet. In einem kleinen Kästchen liegen die zwei Goldringe der Eltern. Beide stecken sich gemeinsam die Ringe an. Jeder bei dem Anderen.

„Papa und Mama haben ein Leben lang zusammen gehalten.“

„Das gilt auch für uns.“

Beide küssen sich intensiv.

„Ich habe Hunger nach etwas Süßem.“

Slavo lässt sich das nicht zwei Mal sagen. Er setzt die Pfanne auf und bäckt in dieser Pfanne einen Biskuit. Gelika staunt.

„Das habe ich von Oma gelernt.“

In einem schlanken Behälter schlägt er eine Schokoladencreme. Er gibt ein paar gemahlene Mandeln mit hinein.

„Das passt gut zu unserem letzten gemeinsamen Tag.“

„Das wird nicht der letzte sein.“

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Autor: dersaisonkoch

Meisterkoch

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