Viel mehr wird sie auch nicht benötigen. Putzen ist schließlich kein Laufsteg.
„Wir haben zwanzig Zimmer. Ein paar kommen noch hinzu. Die bauen wir gerade. Dazu kommt unsere Wohnung, die Sauna und das Haus. Die Bar, das Restaurant und die Küche, sind nur Unten zu reinigen.“
„Mit Unten meinen sie den Fußboden?“
„Ja.“
„Josef.“
Der Wirt stellt sich vor. Gelika versteht nur die Hälfte. Josef hat ziemlich glasige Augen. Er riecht streng nach Rauch.
„Magda.“
Die Wirtin klingt noch etwas benommen. Sie scheint spät ins Bett gekommen zu sein. In ihren Kaffee gibt sie einen großzügigen Tropfen Obstler. Bei dem Anblick bekommt Gelika -Gänsehaut.
Josef hat frisch geräucherte Forelle auf dem Tisch gelegt. Gelika soll sie probieren. Jetzt scheint sie zu kapieren. Die Augen und der Geruch kommen von der Räucherkammer.
Die Tür nach Hinten geht auf. Ein älterer Mann kommt herein. Mit einem Helm auf dem Kopf.
„Das ist unser Koch“, sagt Magda.
Der Mann nimmt den Helm ab.
„Paul.“
„Gelika.“
Paul zeigt im Gehen mit der Stirn auf Gelika. Er schaut dabei Josef an und nickt mit leuchtenden Augen. Gelika kann sich denken, was das bedeutet. Sie hat das im Spiegel gesehen. Der Spiegel befindet sich in einer Standuhr nahe dem Tisch. Vom Tisch aus kann man damit sehen, wer vor der Tür steht und wer gerade herein kommt. Ohne sich umzudrehen. Die ungarische Kollegin hat den Spiegel gut gepflegt.
Paul setzt sich. Er schnappt sich eine Forelle. Die größte. Mit zwei Griffen, zieht er dem Tier die Haut ab. Mit nur zwei Bissen, ist das Rauchfilet in seinem Mund verschwunden.
„Gut“, sprudelt er mit vollem Mund und leckt sich die Finger.
Magda gießt ihm den Kaffee ein. Auch diesem Kaffee gibt sie einen gehörigen Schluck Obstler dazu. Paul nickt dankend.
„Das Tagesgericht heute ist Rostbraten“, befielt sie Paul.
„Ich habe zwei Stränge“, antwortet er.
„Du hast auch noch drei Hüften.“
Paul nickt. „Geht klar.“
„Schält sie die Kartoffeln?“, fragt er und schaut Gelika an.
Gelika zeigt sich etwas verwundert. Sie dachte, ihre Aufgabe sei das Putzen des Hauses. Die Küche würde sie aber auch interessieren.
„Wir müssen erst schauen, ob sie das schafft.“
Mit Gelika redet Keiner am Tisch. Aber über sie. Vor ihr. Als wäre sie ein Werkzeug.
„Putzt sie auch die Küche?“
„Den Fußboden, habe ich ihr gesagt.“
Paul zieht ein Gesicht.
„Hoffentlich besser als die Ungarese.“
„Bis zur Öffnung haben wir noch eine Stunde“, sagt Magda. Sie schaut zu Gelika.
Gelika schließt daraus, sie soll mit der Reinigung beginnen. Die Wirtsleute und der Koch bleiben sitzen. Gelika arbeitet jetzt unter direkter Aufsicht.
Der Boden besteht aus einer Art Klinker. Der ist geschnitten wie Fließen. Das Wasser saugt er auf wie ein Schwamm. Magda gibt ihr ein Mittel. Das soll sie dem Wischwasser zusetzen. Wischwachs liest Gelika. Als Maß, soll sie eine Kappe voll nehmen. So steht es auf der Flasche. Sie nimmt eine Kappe.
„Nimm noch zwei dazu“, befielt Magda. Sie schüttelt mit dem Kopf dabei. Wahrscheinlich beklagt sie die mangelnden Kenntnisse von Gelika. Gelika hat mit so einem Mittel noch nie gearbeitet. Die drei Angetrunkenen scheinen das zu merken. Sie trinken bereits den dritten Kaffee dieser Art. Die Gäste des Hauses werden nie nüchterne Gastgeber treffen; denkt sich Gelika.