„Du kannst uns ein paar Sachen mitbringen. Etwas Bettwäsche, Handtücher und so. Du weißt ja, was wir brauchen.“
„Brauchst du auch etwas Geschirr?“
„Wenig bitte. Bring eine Induktionsplatte mit. Zum Kochen.“
Slavo schreibt sich die Wünsche auf.
„Kannst du das abholen?“
„Ja. Wir holen heute mein Auto.“
„Ich rufe dich an, wenn ich komme.“
Gelika muss ihr Auto selbst nicht holen. Hannes hat gesagt, er bringt es zusammen mit Tom. Gelika bereitet sich schon auf den Empfang vor. Die Duschzelle ist mit einem Heizelement versehen. Gelika findet das günstig. Es wird nur das Wasser geheizt, das sie auch warm benötigt.
Angelika ruft an.
„Ich habe einen Job für dich. Gleich in der Nähe. Das Hotel ist nicht zu groß.“
„Danke.“
„Den Termin habe ich gleich fest gemacht. Morgen – gegen Mittag. In St.-Valentin.“
„Oh, das ist ja gleich hier in der Nähe.“
„Das hatte ich ja versprochen.“
„Danke vielmals, Angelika. Kommen sie mich auch besuchen heute?“
„Ja gerne. Ich fahre mit Hannes. Ich bringe etwas zu Essen mit.“
Gelika freut sich. Ein Schäferstündchen mit Hannes und Tom ist da wohl ausgeschlossen.
„Bis dann.“
Hannes ruft auch noch mal an. Er bestätigt gerade den Besuch von Angelika.
Gelika bringt jetzt Ordnung in ihre Hütte. Sie findet dabei einige Utensilien, die auf wilde Nächte hinweisen. Unterwäsche, diverses Spielzeug und Schutzausrüstungen. Sie entsorgt das in der Tonne an der Hütte. Mülltrennung scheint ihr nicht angebracht bei diesen Artikeln. Das werden sich die Interessenten auf dem Sortierband selbst heraus suchen.
Bevor Hannes kommt, möchte sie in ihrer neuen Umgebung kurz spazieren gehen. Vielleicht trifft sie Nachbarn. Denen möchte sie sich vorstellen.
Sie hofft auf einen freundlichen Empfang. In der Nachbarschaft sind einige Güter. Auch ein paar Häuser oder Hütten. Sicher sind die teilweise unbewohnt. Sie geht die erste Erkundungstour an.
Das erste Anwesen ist eine Hütte wie ihre. Unbewohnt. Der zweite Nachbar ist ein Bauer. Einheimisch. Freundlich. Er grüßt gleich am Zaun, als er Gelika bemerkt.
„Ich möchte mich nur vorstellen. Ich bin ihre neue Nachbarin.“
Bei dem Gespräch, sagt sie, in welcher Hütte sie zukünftig mit ihrem Mann wohnen wird. Der freundliche Herr war gleich am Abwinken. Sagte aber kein schlechtes Wort über den Besitzer.
„Er kommt manchmal zur Jagd hier her“, ist wohl das Umfangreichste, was dem freundlichen Nachbarn entspringt. Gelika hat auch nicht mit mehr Auskünften gerechnet. Nicht beim ersten Kontakt. Vielleicht erfährt sie morgen mehr. Immerhin spekuliert sie auf Kollegen aus dem Ort.
Der Blick über den See reicht Gelika. Sie ist fast der Meinung, in dieser Umgebung nie wirklich einen Urlaub zu benötigen. Urlaub vor der Haustür. Besser kann sie sich das nicht wünschen. Etwas Heimweh befällt sie. Was ist mit unserer Hütte? Wie geht es dem Vieh? Ich muss unbedingt anrufen, nimmt sie sich vor.
Kaum ist sie wieder zu Hause, hört sie ihr Auto vor der Tür. Hannes ist da. Mit Tom. Angelika kommt aus dem Auto. Sie trägt ein Blumengebinde im Arm. Tom eine Kühltasche.
Hannes trägt ein Paket.
Gelika begrüßt ihre Gäste. Sie gehen in die Hütte. Tom steht mit offenem Mund im Zimmer.
„Schön her gerichtet.“
Es duftet tatsächlich nach Zirbel und Lärche.
Gelika duftet auch. Nach Rosen. Das scheint gut zur Zirbel zu passen. Angelika wird sofort freundlicher. Ihre Wimperntusche ist etwas ausgelaufen. Freudentränen. Sie freut sich tatsächlich über das einfache, schöne Leben. Ihr fehlt das.
„Tom hat Spanferkel kochen lassen“, sagt Hannes. Tom sagt bisher keinen Ton. Er ist sprachlos. Heimlich wünscht er sich so eine Frau. Bisher hat er noch keine. Er gibt den Hallodri. Alt genug wäre er, endlich zu Heiraten. Er sucht gründlich. Seine Freundinnen, suchen auch gründlich. Das Erbe will geschützt sein. Es darf nicht in falsche Hände geraten. Überwachungsdruck.
Seine Mama ist nicht mit gekommen. Sie führt sein Hotel. Heute. Gelika gibt sich erleichtert.
Die Temperatur ließe zu, Draußen zu essen. Der Berg ist aber die Schattenseite des Sees. Abends wird es blitzartig kühl. Alle wollen Drinnen essen. Im Wohnzimmer, dem einzigen Zimmer.
Hannes packt das Paket aus. Ein kleiner Fernseher ist dabei. Eigentlich wäre das nicht nötig. Hannes hat den noch übrig. Der stand mal in einem Gästezimmer bei ihnen. Er macht sich sofort daran, das Ding anzuschließen. Ein Bild erscheint. Er freut sich.
Tom packt das Spanferkel aus. Die Keulen, besser gesagt. Das ganze Ferkel wäre zu viel. Gelika hat bisher keine Lagermöglichkeit.
„Die Kühltasche lasse ich da“, ist das Zweite, was Tom sagt. „Draußen im Schober ist ein Grill.“
Tom geht sofort, den Grill holen. Er muss nicht lange suchen. Der Grill ist nicht notwendig. Gelika wärmt die Keulen im Ofen. Sie hat etwas geheizt. Der alte Ofen hat ein praktisches Rohr. Sogar einen Wasserbehälter. Dort kocht bereits das Wasser. „Kaffee habe ich keinen. Aber Tee. Pfefferminztee. Den habe ich gerade gefunden.“
Hannes schlägt sich an die Stirn. „Das habe ich vergessen.“