Wenn Slavo jetzt von acht Stunden redet, bleiben ihm noch fünf bis sechs Stunden mit Gelika. Er hatte sicher reichlich Stau unterwegs.
Gelika weckt vom Klingeln des Telefons auf.
„Ich bin da.“ Slavo ruft aus Nauders an. Er möchte Gelika – Zeit geben, ihn mit dem Auto abzuholen. „Ich parke wieder dort, wo ich das letzte Mal stand.“
Gelika hatte aber am Nachmittag schon bemerkt, dort stehen schon zwei Lastwagen. Das sagt sie zu Slavo. Sie fährt los und sucht für ihren Liebsten einen Parkplatz. Sie findet einen. Dort lässt sie ihr Auto auf der Straße stehen bis sie Slavo entdeckt. Sie winkt ganz wild vor ihrem Abblendlicht. Slavo gibt ein Lichtzeichen.
Beide küssen sich innigst. Gelika ist froh, Slavo gesund wieder zu sehen. Den ganzen Tag hört sie in den Meldungen von schweren Unfällen. Auch beim Lastverkehr.
„Du bist nicht zu müde?“
„Was denkst du, mit welchem Körperteil ich die Tür geöffnet haben.“
Gelika fühlt sofort an Slavos Hose, ob er übertreibt. Ganz sicher nicht, stellt sie fest.
„Ich habe ein frisches Grillhähnchen mit. Es ist noch warm.“
Auf dem Weg zur Hütte berichten die Zwei sich untereinander von den Neuigkeiten. Am Telefon ist das zu teuer. Zum Schreiben hat Slavo zu wenig Zeit.
In der Hütte führt Gelika – Slavo die Dusche vor. Slavo freut sich ungemein. Die Duschen in den Rasthöfen sind ihm zu teuer. Er wäscht sich am Waschbecken. Und selbst das, kostet Geld. An jedem Hebel befindet sich ein Münzeinwurf.
Gelika lässt es sich nicht nehmen, Slavo gründlich zu waschen. Slavo tut das Gleiche bei Gelika. Bewundert die herrlichen Kurven seiner Frau. „Du bist mir lieber als das Grillhähnchen.“
Er hat auch die gedruckten Impfbestätigungen mit. Goran hat Gelika liebe Grüße dazu geschrieben. Im Couvert steckt ein Fünfziger. Eingeschlagen in eine Briefseite.
„Für die Alm und meine liebe Gelika.“
Slavo hat recht viel Geld bekommen. Goran hat sehr hohe Prämien gezahlt.
Nach dem Duschen, kommen die Zwei nicht zum Essen. Die Liebe und die Reize gewinnen. Sie reden wenig. Slavo küsst Gelika am ganzen Körper. Als wäre sie sein Abendbrot.
Am frühen Morgen klingelt Slavos Telefon. Das ist sein Wecker. Beinahe hätte er ihn in Gelikas wunderschönen Rundungen überhört.
„Jetzt ist es kalt, das Grillhähnchen.“
„Ich lege es dir auf den Bauch. Der ist heiß genug.“
Beim Essen erzählen sie sich die Neuigkeiten. Gelika spricht über die Gäste und die Belegung. Sie erwähnt auch die Landwirtschaft im Betrieb. Slavo wirkt etwas erleichtert. Er hat von den massenhaften Schließungen gehört. Sehr viele Pleiten sind dabei.
„Eigentlich müsstest du das Radio abstellen. Die Nachrichten wirken wie Nazi – Propaganda.“
Gelika hat während ihres Studiums, genug davon gelesen. Der Vergleich zu Damals liegt ihr nahe.
„Leider kann ich das nicht. Wegen der Staus und Baustellen. Es gibt zu viele davon.“
„Jeder zweite Satz ist: Lassen sie sich impfen. Gepaart mit Drohungen und Erpressung.“
„Schlimmer noch. Die wollen unseren Impfstoff nicht zulassen.“
„Das ist schon Krieg.“
„Es sieht fast so aus. An der Grenze lächelt Keiner mehr.“
„Was ist mit den Flüchtlingen?“
„Du hast davon gehört? Sie versuchen zu Trampen. Überall.“
„Die kannst du nicht mitnehmen?“
„Goran hat es mir verboten. Wegen der Ladung.“
Gelika hat etwas geheizt. In einem Rohr hat sie das Hähnchen erwärmt.
„Nachts ist es schon ganz schön frisch hier“, bemerkt Goran.
„Das Wasser und die Schattenseite. Ich heize immer ein paar Scheite.“
„Nicht, dass du mir krank wirst.“
Goran kann nicht an sich halten. Er küsst Gelika immer wieder. Heiße Sehnsucht.
„Im Herbst haben wir Alles überstanden“, flüstert er in Gelikas Ohr.
„So schnell?“
„Goran hat es mir angedeutet. Er will uns etwas helfen.“
„Und die Gegenleistung?“
„Ich soll ihm gelegentlich eine Lieferung mit verteilen.“
„Wo?“
„Nur von Linz zu uns nach Hause und umgedreht.“
„Das klingt beruhigend.“
„Für die großen Touren hat er jetzt neue Fahrer. Die werden gerade angelernt.“
„Er will dich nicht etwa ersetzen?“
„Nein. Die Fahrer kommen aus Bulgarien, Rumänien und Litauen. Er spart damit etwas.“