
Generell kochen wir in Südtirol die Italienische Variante der Tomatensauce. Und die kommt ziemlich Mager daher. Zwiebel, Tomate und sonst nichts.
Luise kocht eine Tomatensauce wie wir in der DDR oder wie meine Mutter.
In der DDR haben wir selbstverständlich Speck und Zwiebel verwendet. Gelegentlich haben wir Sofritto zugefügt. Abgerundet haben wir mit Butter. Zwischendurch, sicher als Antwort auf diverse Embargos, haben wir das Tomatenmark, industriell, sogar mit Apfelmus gestreckt. Von der Kombination her, wäre das sogar als Südtiroler Variante verkäuflich gewesen. Natürlich gab es noch die Variante als Letscho. Aber Letscho wurde importiert und war, der Beliebtheit halber, ziemlich oft vergriffen. Es gab aber ein Ersatzletscho, das in der Bevölkerung leider nicht ganz so beliebt war. Mir persönlich war dieses Letscho lieber. Heute würden wir das als Peperonata bezeichnen. Wie gesagt; im Westen muss man nur einen geschickten ausländischen Namen finden, um ein schwer gängiges Produkt, Neugierigen aufzudrängen. Die Herrschaften nennen das in Englisch: Marketing. Selbst das versteht kaum Einer.
In Deutsch nennt sich das Absatzwirtschaft. Eine Überproduktion an unbrauchbarem, ungenießbaren Zeug muss an den Mann gebracht werden. Dafür gibt es sogar eine eigene Wirtschaft, die ganz fleißig Lügen erfindet dafür. Bisweilen habe ich den dauerhaften Eindruck, das hat sich bis in die Stuben der Propagandaministerien durchgeschlagen. Mit Wahrheiten nehmen es diese Experten nicht so genau. In Sachsen nennt sich dieser Sport: Verscherbeln.
Wir nehmen für unsere Tomatensauce zunächst mal unseren Kutter. In den Kutter geben wir Zwiebel, Sellerie, Karotten, Speck und Öl. Sollten Sie das Glück haben, noch richtigen DDRSpeck zu bekommen, können Sie sich das Öl sparen für Ihre kommende Ausfahrt ins Grüne. Es kommt die Zeit, da werden Sie dankbar sein, außerhalb des Reichstages noch ein fettes Schwein zu treffen.
Die Zutaten kuttern Sie bis in Ragoutgröße. Mit Ragout ist das Italienische Ragu gemeint, das wir als Bolognese kennen. Das dünsten wir gemeinsam etwas an und geben die Polpa dazu. Ich kenne viele Köche und Landsleute, die das jetzt pürieren. Heraus kommt meist eine eher gelbliche Sauce, bei der wir denken könnten, gelbe Tomaten verkocht zu haben.
Abgeschmeckt wird das Ganze mit Salz, Pfeffer und Zucker, bis die lästige Säure unterdrückt ist. Zu guter Letzt, geben wir der Sauce, Butter hinzu. Wir könnten die DDRVariante auch als Südtiroler oder Alpine Variante sehen. Wo sonst stehen so hübsche Kühe, wie in den Alpen, in der Gegend herum?
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