Monika kann nicht fassen, welches bürokratisches Durcheinander allein wegen ein paar Erfindungen gemacht wird. Der Erfinder oder Verbesserer einer Technik wird für seine Leistung auch noch nachhaltig bestraft. Dazu drohen ihm noch Diebstähle seiner Erfindungen. Unglaublich. Monika fragt sich, ob sie es überhaupt noch mit einem Rechtssystem zu tun hat. Langsam liegt schon der Verdacht nahe, sie verfolgen die Falschen.
Nach ein paar Andeutungen hat Marco an neuen Pedalen gearbeitet. Die Pedalen mit dem in die Sohlen eingearbeiteten Profilen waren Marco nicht gut genug. Dadurch gibt es mehr Stürze, die vermieden werden könnten. Bei seinem System sitzt der Fuß fest und läßt sich leicht lösen. Die Familienangehörigen sagen, es gibt starkes Interesse für das System. Was das genau bedeutet, sagen sie leider nicht. Das rückt auch die Familienmitglieder in den Verdacht. Toni sagt ihnen das. Umberto, Renato und Marisa sind die Geschwister von Marco. Sie kommen gerade zum Tisch im Garten von Luisas Hotel. Reinhold frag sofort, ob sie etwas trinken möchten. Sie lehnen nicht ab. „Eistee.“
„Eistee?“ Den hat Reinhold nicht im Haus. Er fährt sofort los in den Ort und holt ein paar Tetrapack. Im Geschäft fragt die Nachbarin, ob sich schon Etwas ergeben hat mit dem Tod Marco P’s.
„Ich weiß es nicht.“
Seine Nachbarn wissen, er versteht bestenfalls die Hälfte.
Kaum ist Reinhold zurück, geht Toni bei den Familienmitgliedern ans Eingemachte. Alle beantworten die Fragen so gut sie können. Es gibt keine Verdachtsmomente für Toni. Nach deren Äußerungen hat sich Marco P intensiv mit Riemenantrieb und Pedalen beschäftigt. Auch mit der Art der Gangschaltung und dem Sitz.
Toni kommt langsam zu der Überzeugung, sich einem wissenschaftlichem Gebiet zu nähern. Langsam erklärt sich Toni auch die Anzahl der Räder in Marcos Besitz. Es sind acht verschiedene Räder. Die Familienangehörigen sagen, es wären alle ihre Erfindungen und Verbesserungen. Teilweise sind sie auch schon vom Verband genehmigt.
„Gibt es Fälle von Spionage?“, fragt Monika.
Damit hat sie wahrscheinlich den Volltreffer gelandet.
„Ja. Reichlich.“
„Wie haben sie das gemerkt?“
„Man hat unsere Rennräder fotografiert und in den Technikpunkten der Rennleitungen auch protokolliert.“
„Damit sind ihre Erfindungen ja jetzt Allgemeingut.“
„Eigentlich nicht. Kunden müssen bei uns schon nach fragen. Bei Interesse haben sie auch zu bezahlen.“
Langsam scheint Geschmack in die Ermittlung zu kommen. Ein Motiv kristallisiert sich gerade heraus.
Wahrscheinlich müssen Toni und Monika die Labore ersuchen, genauer auf Neuentwicklungen zu schauen. Ein paar Techniker wären nicht fehl am Platz. Das wird schwierig.
Federico und Colo sind wahrscheinlich die Spezialisten, die von den Beiden benötigt werden. Frederico ist noch unterwegs. Die Familie bestätigt, Frederico, Paolo und Colo sind in das Projekt gut eingeweiht.
„Sie sind wie unsere Familienmitglieder“, sagt Mama Julia. Pedro, Marcos Papa, gibt die Zustimmung.
„Wir essen täglich gemeinsam.“
Das will schon etwas heißen, denkt sich Toni. Nach dem Kontakt mit der Familie, glaubt er nicht an einen Schuldigen in diesem Umfeld. Monika auch nicht.
Jetzt wäre noch interessant, heraus zu bekommen, wo sich denn die Mitglieder des gesamten Teams aufgehalten haben zum vermutlichen Tatzeitpunkt.
Und schon leuchten die ersten Probleme. Keiner kann sich so recht erinnern. Im Grunde nicht besonders verwunderlich. Eher normal. Wer führt Protokoll über seinen Tagesablauf? Wenige. Eigentlich lässt sich die Frage leicht beantworten. Die gesamte Familie arbeitet in der eigenen Werkstatt und den dazu gehörigen Laden. Gelegentlich geht ein Familienmitglied etwas einkaufen oder besorgen. Keiner meldet irgend etwas Auffälliges.
Die Befragung ist zu Ende. Die Familie bedankt sich sehr höflich für das Interesse Tonis und Monikas. Toni soll Marco nach Bozen einen schönen Gruß ausrichten. Die Familie bedankt sich auch bei ihm für sein Engagement und das ausgesprochene Mitgefühl.
Die Herzlichkeit ist eine Lebensart der Familie. Das gibt Monika zu bedenken.

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