
Heute schauen wir mal nach unserem Nussschinken vom Cervo

Wildsuppe
Zur Verarbeitung unserer Hirsch gehört natürlichauch Wildsuppe. Ich stelle Ihnen heute mal eine Variante vor, die an einen Sächsischen Eintopf angelehnt ist.
Saure Kartoffelstücke
Die werden in Sachsen allgemein mit Blutwurst gekocht.
Statt der Bluwurst geben wir aber Hirsch hinein. Den Hirsch lasse ich durch die grobe Scheibe des Fleischwolfes. Das reicht.
Das Fleisch wird angebraten und mit Lorbeer, Piment, Salz, Pfeffer, einer Prise Zucker und einem Spritzer Essig gewürzt. Die Gewürze habe ich alle in gemahlenem Zustand. Wir können gleich Kartoffelstücke dazu geben. Es müssen keine korrekten Würfel sein. Liebhaber geben natürlich noch Saure Gurken dazu. Aber erst, wenn die Kartoffeln weich sind.
Gebunden wird das Süppchen bei Bedarf mit Kartoffelflocken. Sie müssen nicht extra Mehl mit anbraten, können das aber trotzdem. Dafür müssen sie das Mehl oder den Dunst mit dem Fleisch vermengen. Das ergäbe eine leichte Bräunung der Suppe, die Sie im richtigen Moment mit Wasser oder etwas Rotwein ablöschen können.
Der richtige Moment ist der, bevor ihre Gardinen die Farbe wechseln.
Mit den Kartoffeln wird auch das Fleisch gar. Dann können Sie saure Gurke oder andere Zutaten dazu geben.
Zuerst mal die Keulen
Dann die Zerlegung; Unterschale links, Oberschale(Kaiserteil)Mitte, kleine Nuss (Hüft) – rechts Oben, Nuss – bereits gesalzen für Schinken – rechts Unten.
Jetzt habe ich noch ein Spezi für meine Fränkischen Leser: Schäufele
Jetzt noch der Knochenputz vom ganzen Tier:
Der wird gekocht und das Fleisch vom Knochen abgeputzt. Dieses Fleisch ist sowohl für Ragout, Suppe, Eintöpfe und für Fleischpastete in Form von Aufstrichen etc..
ich habe für den Winter zwei Hirsche und ein kleines Schwein gekauft. Die kommende Woche werden wir zusammen etwas Fleischverarbeitung lernen. Das Fleisch kommt von Südtiroler Bauern. Wir werden miteinander etwas Trockenfleisch, Braten, Wurst und Gehacktes herstellen. Die Temperaturen sind günstig zum Schlachten.
Der Dank gilt den Südtiroler Bauern, die uns mit Qualität beliefern.
Das ist der Gostnerhof in Villnös, von dem wir unser Wild bekommen. Hinten sehen Sie die Frühjahrsweide. Im Sommer ziehen die Hirsche oberhalb in den Wald. Joseph, der Besitzer, hat mir die Zwei geschossen. Sie hängen jetzt etwas ab.
Nach der Verarbeitung werde ich Ihnen mal eine Kalkulation präsentieren, mit der ich Ihnen zeige, wer sich von uns am günstigsten und gesündesten ernährt.
Wir lachen zusammen.
„Ich muss los. Ich komme vorbei auf dem Rückweg.“
„Bis dann!“
All zu oft fahre ich nicht nach Sulden. Die Straße ist mir deshalb etwas fremd, eher ungewohnt. Mir sind die Tücken dort nicht geläufig. Es heißt, etwas vorsichtiger zu fahren. Zuerst fahre ich in Richtung Stilfser Joch. Von da geht eine Abbiegung weg. Als Ortsfremder kann man sich dort leicht verfahren. Die Straße ist tückisch, aber gut gepflegt vom örtlichen Winterdienst. Ich könnte fast mit dem Motorrad hinauf fahren.
Im Hotel angekommen, empfängt mich die Sekretärin, mit der ich gesprochen habe.
„Karl. Ich bin zur Probearbeit hier. Habe ich mit Ihnen gesprochen?“
„Ja. Der Chef ist nicht da. Die Küche ist dort.“
Sie zeigt mir die Küche. Dort arbeiten gerade drei Kollegen. Der Vierte kommt hinzu und stellt sich als Chefkoch vor.
„Karl. Guten Morgen. Ich bin hier zur Vorstellung und zur Probearbeit. Bist Du der Chefkoch?“
„Ja. Du kommst gleich in Kochkleidung?“
„So hat mir das die Sekretärin gesagt.“
Die Kollegen stellen sich vor. Ein slowakischer und zwei polnische. Ich frage sie, ob ich gleich Etwas helfen kann. Wir kümmern uns um die Salate und Beilagen. Die sollen etwas speziell dressiert werden. Dressieren heißt, in eine bestimmte Form schneiden, damit sie auf dem Teller schöner aussehen. Das ist zum Einarbeiten recht gut geeignet.
Generell will ich aber einen Service sehen. Mich interessiert der Ablauf und das Anrichten der Teller. Nebenbei unterhalten wir uns, woher wir kommen und wo wir zuletzt gearbeitet haben.
Der Chef muss abgelöst werden, weil er in Dorf Tirol gebraucht wird. Oft beginnt dort die Saison schon im März. Er hat persönlich eine Vertretung gefordert.
Schon gegen Mittag, mit dem Erscheinen des Chefs des Hauses, stellt sich das anders dar. Der weiß nichts von einem Probekochen und von einer Vorstellung. Er fragt mich, was ich hier will.
„Ihre Sekretärin hat mich angerufen.“
„Welche?“
„Wie viel haben Sie denn?“
„Sagen Sie mir ihren Namen bitte.“
„Claudia war ihr Name am Telefon.“
Der Chef geht und kommt mit Claudia wieder.
Sie gibt es also im Betrieb.
„Haben Sie den Koch zur Probearbeit eingeladen?“
„Zur Vorstellung“, antwortet sie.
„Ich kann wohl die Einladung zu einer Vorstellung von der Einladung zur Probearbeit unterscheiden“, antworte ich.
„Wir brauchen keinen Koch und schon gar keinen Chefkoch“, sagt der Chef.
„Tschüss, schönen Tag noch. Gibt es hier einen Kaffee oder ein Wegegeld?“
Keine Antwort. Ich packe, ziehe die Jacke über und fahre zum Kaffeetrinken zu Reinhold in Prad.
Das war praktisch schon der zweite Reinfall in diesem dunklen Loch, Sulden. Kein Wunder, dass sich dort dunkle Personen am wohlsten fühlen.
Für mich war das jedenfalls der allerletzte Versuch, in diesen Ort jemals wieder einen Fuß zu setzen. Nicht mal als Tourist.
In Prad angekommen, frage ich Reinhold, ob er den Kaffee schon fertig hat. Er lacht. Mich freut ungemein, sehen zu dürfen, wie man sich kennt in den Kreisen. Warum viele Worte, wenn es ein kurzer Satz auch tut. Ich habe die Fahrt bezahlt, sonst niemand. Ich frage mich, was passiert, wenn ich bei so einer Fahrt einen Unfall oder eine größere Panne zu beklagen habe. Dabei bin ich mir sicher geworden, von diesen Ganoven wird selbst eine schriftliche Einladung abgestritten. Die Email liegt bei mir auf dem Computer. Im Telefon habe ich nur den Hinweis.
Nach dem Kaffee verabreden wir uns auf ein nächstes Treffen bei Gelegenheit. Natürlich mit Motorrad. Ich soll Joana schön grüßen und sie auch mal wieder mitbringen, sagt Luise zu mir. Fleiß und Bodenständigkeit bildet eine eigene Gruppe. Man achtet sich und heuchelt nicht.
Luise gibt mir ein belegtes Brot mit. „Du hast doch Hunger jetzt.“ Ein Südtiroler Speckbrot mit Schnalser Speck. Das war den Ausflug wert, denke ich mir.
In Richtung Reschen war um diese wenig Verkehr. Ich komme pünktlich zu Joanas Feierabend an. Die Kollegen und auch Alfred sind alle zur Mittagsruhe. Reka lächelt mich freundlich an.
„Wie wars?“
„Beschissen, wie immer.“
„Und morgen?“
„Ultental. Der Ausgang ist ungewiss. Gäbe es hier Kilometergeld, hätte ich schon ein Vermögen verdient. Und die wollen uns Etwas von Umweltschutz erzählen.“
Reka lacht leise und nicht schüchtern. Man könnte denken, Alfred hat eine Kamera im Foyer. Ich schau etwas in die Ecken. Er hat mehrere davon. Die braucht es ganz sicher in unserem Gewerbe.
Joana ist schon Oben. Sie wartet.
„Gehen wir noch mal aus?“
„In die Tankstelle?“
„Gerne. Oder zu Ingrid.“
Wir verduften heute mal, würde ein Sachse sagen.
Unsere türkischen Freunde von der Tankstelle sind da. Ein österreichischer Unternehmer tauscht gerade einige Automaten aus. Jetzt kann man in der Tankstelle auch wetten. Von den Skigebieten kommen reichlich Angestellte, die sich auf die Art die Freizeit vertreiben. So bleibt das liebe Geld eben in Österreich, statt in die Türkei, nach Polen oder in die Slowakei zu wandern. Schade. Die Familien der Arbeiter warten auf das Geld zu Hause.
Ein ungarischer Kollege erzählt mir gerade, seine Frau würde sein Geld gar nicht mehr benötigen. Sie strippt im Internet. Für Geld. Sie würde damit mehr verdienen als er. Jetzt wartet er auf den großen Automatengewinn. Auf die Art möchte er die alten Herrschaftsverhältnisse in der Familie wieder herstellen. Scherzend fügt er hinzu, viele ungarische Frauen würden sich auf die Art das Geld verdienen.
„Dann bist Du jetzt also Zuhälter?“
„Beinahe.“
„Das ist wenigstens ein ehrenwerter Beruf hier im Westen.“
Er lacht. Joana auch.
„Machst Du auch Internet?“, fragt er Joana.
„In der Not hätte ich es vielleicht getan. Aber dann könnte ich nicht mehr als Zimmermädchen dienen.“
Tja. Schon steht die Frage, wo verdiene ich am meisten. Als Zimmermädchen hat Joana wenigstens Bewegung, die schon fast an Gymnastik heran kommt.
Wir trinken ein paar Kaffee aus dem Automaten und essen dazu ein warmes, fast schon heißes Brötchen mit Leberkäse. Yusuf sagt das perfekt in Landessprache: Leberkas. Wir lachen über seine Nachahmung.
„Agnes, machst Du auch Internet?“
„Mir reicht Yusuf“, antwortet sie und lacht.
„Willst Du auch einen Glühwein?“, fragt sie nach.
„Wir sind mit dem Auto und wir müssen morgen arbeiten.“
„Dann iss gut. Die Kollegen trinken den.“
Der frühe Abend war schön. Wenn ich bedenke, in einer Tankstelle trifft Unsereins, Menschen. Seltsam.
Wir fahren zurück und Dursun steht wieder vorm Hotel.
„Abreisen“, sagt er kurz angebunden.
„Um die Zeit?“
„Die haben gestritten. Der Chef hat sie geschmissen. Er hat die Gendarmerie anrufen müssen. Die wollten nicht zahlen.“
Alfred werden wir jetzt nicht treffen. Aber Marco.
Marco steht aufgeregt in der Küche.
„Die haben frisches Hirschfilet gefressen und reklamiert. Schade um das Tier.“
„Wie? Zu Rosa? Zu roh oder zu durchgebraten?“
„Zu salzig.“
„Wer hat gesalzen? Die oder Du?
„Die wollten kein Salz. Wegen angeblicher Allergie.“
„Da bist Du ja fein raus.“
„Eben nicht. Die sagen, ich hätte es gesalzen.“
„Jetzt weiß ich, warum die Alfred geschmissen hat.“
„Bis auf ein kleines Stück haben die das aufgefressen.“
„Westdeutsche?“
„Köllner.“
„Das sind eh alles Säufer.“
„Willst Du Etwas essen?“
„Wir waren in der Tankstelle. Leberkas.“
„Ich hab noch ein schönes Dessert.“
„Das könnten wir uns noch antun.“
„Ich hab die Panettone als Muffins gemacht und mit Puddino gefüllt.“
„Zehn Stück bitte.“
Marco lacht. „Ich habe nur noch vier für Dich.“
„Gute Nacht. Ich muss schnell schlafen für morgen. Es geht zeitig raus.“
„Gute Nacht.“
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