„Soll ich abends Etwas helfen?“, fragt sie Magda.
„Gerne. Komm einfach herunter und schau dir das an.“
Paul geht sie natürlich auch fragen.
„Du kannst mir die Küche wischen nach dem Mittagsgeschäft.“
Gelika sieht das als Möglichkeit, die Sitzecke mal genau anzuschauen. Nach dem Mittag bleibt nur Einer von Beiden an der Bar. Josef und Magda lösen sich etwas ab. Keiner kann von Früh bis in die Nacht, den Dienst durchhalten. Schon gar nicht, nach dem Konsum von ddiesen Mengen an Alkohol. Gelika rechnet mit günstigen Zeiten, in denen sie unbeobachtet nachsehen kann.
„Du kannst mal die Wäsche waschen“, sagt Magda zu Gelika. Genau damit hat Gelika gerechnet. Wer wäscht hier die Wäsche? Nachdem sie die Wäsche genau angesehen hat, stellt sie fest, es ist Leihwäsche. Eine Firma, zusätzlich zum Hersteller, ist eingestempelt.
„Das ist doch Leihwäsche?“
„Ja. Aber Kleinwäsche erledigen wir bei uns. Das spart etwas Geld.“
Gelika versteht. Die Wäsche wird in Kilogramm abgerechnet. Und die schwere Wäsche wird im Haus gewaschen. Nach der Benutzung sind Handtücher eben besonders schwer. Handtücher sind für Gelika auch unkompliziert zu reinigen. Magda hat eine Bügelpresse. Gelika kennt das noch von zu Hause. Im Ort gibt es eine Mangel. Die Hausfrauen treffen sich dort regelmäßig. Gelika füllt die zwei Maschinen und stellt das Programm ein. Pünktlich zum Abendessen ist das fertig. Magda verabschiedet sich zur Mittagsruhe. Paul auch. Paul fährt mit seinem Roller. Gelika überprüft das genau. Jetzt schaut sie noch um die Ecke, ob Josef beschäftigt ist. Er ist es. Er spielt mit seinen Stammkunden – Karten. Jetzt kann Gelika nachschauen.
Sie Astlöcher in der Sitzecke der Küche interessieren sie zuerst. Mit einem Holzstäbchen sticht sie in jedes Loch. Einen, zwei, drei Widerstände spürt sie. Mit dem Licht am Telefon möchte sie die Löcher ausleuchten. Zuerst versperrt ihr das Telefon die Sicht. Sie probiert verschiedene Stellungen. Volltreffer! Ihr leuchtet Glas entgegen. Das Glas der Linse einer Kamera. Gelika weiß es nicht genau. Sie rät. Vielleicht hilft eine andere Lichtquelle. Im Messerkasten der Küche liegt eine Taschenlampe. Paul geht damit manchmal in den Keller. Er steckt das Bier an. Er scheint sich am besten auszukennen damit.
Nachdem sie das weiß, geht sie auch in ihrem Zimmer suchen. Sie nimmt die Taschenlampe gleich mit.
Im Zimmer sucht sie alle Astlöcher durch. Es sind Löcher dabei, die keine Astlöcher sind. Sie sind aber so präpariert. Man kann sie beim flüchtigen Hinsehen mit Astlöchern verwechseln. Kein Mensch würde das suchen. Gleiche Feststellung. Vier Kameras hat sie gefunden. Bei der Feststellung befällt sie plötzlich ein grausames Gefühl. „Mein Geld! Mein Versteck!“ Auf dem Handy vergleicht die Die Lage ihrer Sachen. Hier war Jemand. Sie wollte gleich zur Sparkasse gehen und das Geld überweisen. Sie stülpt die Socken um. Weg. „Mein Geld ist gestohlen.“
Sie rennt nach Unten zu Josef.
„Mein Geld ist weg.“
„Hattest du dein Zimmer abgeschlossen?“
„Zwei Mal. Ich habe den Schlüssel zwei Mal gedreht. Die Tür war zu.“
„Dann müssen wir zur Gendarmerie gehen.“
Die drei Kartenspieler bei Josef lächeln einander zu.
„Mäuse. Die gibt es hier zu Hauf.“
Gelika denkt sich, zur Polizei kann ich nicht gehen. Die wollen sicher wissen, wie ich am ersten Tag mein Geld verdient habe.
„Ich packe.“
Gesagt getan. Gelika packt.
„Tschüss“, sagt sie.
Aus dem Auto ruft sie Slavo an. Sie gesteht ihm alles und erwähnt das gestohlene Geld. Slavo zeigt ernstes Mitgefühl.
„Ich bin gerade in Südtirol. An der Abfahrt zum Pustertal vor Brixen. Die Pension, in der ich übernachtete, sucht eine Wirtschaftshilfe. Ich frage sie.“
Es dauert keine zehn Minuten und Gelikas Telefon klingelt.
„Du kannst dich in der Pension – Schwalbe melden. Die brauchen dich. Ich sage Denen Bescheid.“
Nach einigen akustischen Küsschen, legt Slavo auf. Wenn Slavo diese Route fährt, werde ich ihn öfter treffen. Das wünscht sich Gelika. Slavo hat ihr schon von seinen Einnahmen berichtet. Die sind recht stattlich. Er bekommt auch Prozente. Die überweist Goran, sobald seine Rechnungen beglichen sind. Es scheint noch pünktliche Zahler zu geben.
Gelika fährt über den Brenner. Sie staunt. Diese Gegend ist ihr neu. Der Blick das Eisacktal hinunter, vermittelt ihr Hoffnung. Nach dem ersten großen Verlust, kann sie das gebrauchen. Die Angst, noch mehr Geld für den Weg zu zahlen, hat sie auf die Landstraße getrieben. Sie kann nicht verstehen, warum sie für die Suche nach Arbeit, auch noch so viel Geld bezahlen soll. Allein für die Straßenbenutzung ist sie bis jetzt fast zweihundert Euro los geworden. Sie muss sich in Zukunft mehr auf Landstraßen konzentrieren. An praktisch jeder Ecke, an jedem Tunnel und an jeder Brücke, wartet ein Kassenhäuschen. Sie kommt sich vor wie im Mittelalter. Der Zeitsprung zurück, scheint den Gesellschaften gelungen zu sein. Merkt das Keiner?
Ihre Eltern berichteten oft von Arztbesuchen, Klinken, Schulen und Universitäten, die Jedem kostenlos zur Verfügung standen. Volkseigentum. Auch bei den Straßen. Das ist der Respekt gegenüber Jenen, die das gebaut und bezahlt haben. Auch bei ihnen zu Hause geschieht das. Eine kriminelle Bande stiehlt der Bevölkerung ihr Eigentum. Und Keiner wehrt sich dagegen. In ihrem Geschichtsstudium hat sie gelernt, wie das endet. Das jedenfalls, ist kein Fortschritt. Das ist Barbarei und krimineller Betrug. Im Laufe der Geschichte, sind die Untertanen mit ihren kriminellen Ausbeutern nicht zart umgegangen. Die Revolutionen brachten weniger Opfer als der Alltag in Unterdrückung. Dort fällt es nur nicht so auf. Ein grausamer Dauerzustand.
Die Sonne scheint. Irgendwie ist das Wetter auf dieser Seite der Alpen angenehmer. Es wird spürbar wärmer. Obwohl wir immer noch in den Alpen sind. Eins jedoch schockiert sie. Der Blick auf die Preise an den Tankstellen.
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