So, jetzt habe ich noch eine Leseprobe von Joana – ein etwas anderer Liebesroman


14+ wäre die DDR-Empfehlung des Alters wegen.

Joanas Sortiment ist atemberaubend. Kleine, Große, Doppelte, Schnelle und Langsame. Alle sind weich. Die Nachbildungen meines Teiles, benachteiligen mich, wenn ich jetzt die Griffigkeit vergleiche. Der Mensch baut ein Produkt besser als er selbst ist. Wenn das in Zukunft, Roboter können, Gute Nacht. Dann treffen sich Paare höchstens noch zum Kaffee trinken. Wer weiß.

Das Abendbrot essen wir zusammen. An der Küchentür klopft es. Zwei Hotelgäste fragen in gebrochenem Deutsch, ob wir etwas zu Essen haben. ‚Die Zwei kenne ich doch‘, denk ich mir.

„Wir kommen von Ihrer Mutter. Sie sagt, Sie könnten das, was wir essen, besser kochen als sie.“

„Und was essen Sie gern?“

„Filetsteak. Dick, nicht geklopft und innen, rot.“

„Das habe ich da. Wir waren die Tage einkaufen. Es ist frisch und gut gelagert.“

„Zwei Stück mit frischen Champignons.“

Hui. Ein Großauftrag. „Wie groß sollen die sein?“

„Dreihundert Gramm ein Steak.“

„Kommen Sie rein. Was wollen Sie trinken?“

„Ein Bier von hier. Groß bitte. Die Champignons bitte nicht schneiden.“

Ich koche ihnen das und serviere das Gewünschte. Natürlich kann ich zwei Gäste nicht allein bei uns sitzen lassen. Gleichzeitig bin ich auch deren Unterhalter. Als Gastgeber bin ich ihnen das schuldig. Karin und Joana gehen schon wieder zusammen. Steffen bleibt noch etwas. Er hat Hunger, als er die Riesensteaks sieht.

„Soll ich Dir eins mitmachen?“

„Aber sicher, mein Freund.“

Wir unterhalten uns mit unseren Gästen. Sie sind Belgier, die bei uns irgend Etwas mit Lastkraftwagen bauen. Ich kapiere das nicht bei ihrer ersten Erklärung. Steffen ist etwas weiter. Er denkt, die Zwei konstruieren die Aufbauten für LKW.

„Das Essen war gut. Wir bleiben bei Ihnen. Wir sind jetzt müde und gehen zu Bett. Unsere Fahrt dauerte sechzehn Stunden bis hier her.“

„Gute Nacht.“

„Wir bezahlen mit dem Zimmer. Rechnen Sie bitte großzügig.“

Steffen räumt mit mir zusammen auf. Sein Steak will er in der Küche essen. Das geht nicht. Wir setzen uns in mein Büro. Das ist ein Teil der Küche.

„Wenn das gut geht, seid ihr Zwei schön raus.“

„Ich glaube, wir haben hier zu viel Feinde.“

„Das sehe ich auch so. Neben meinem Zimmer schlafen zwei Finanzbeamte von Drüben.“

„Mir haben das schon Freunde gesagt, dass die bei Neugründungen prüfen. Ich rechne täglich damit. Zumindest nach den ersten Belegen.“

„Keine Angst. Die warten noch einen Monat. Die wollen erst sehen, wie das läuft bei Dir.“

„Das denke ich mir auch so. Was macht Ihr morgen?“

„Karin wollte mal durch die Stadt gehen. Wir kommen zeitig wieder.“

„In Karl-Marx-Stadt bauen sie ein neues Gewerbezentrum. Ihr könnt dort mal schauen, was es da so gibt.“

„Vielleicht gibt es auch ein paar Sexshops. Die beliefere ich auch.“

„Also, bist Du auch schon Großhändler?“

„Aber sicher.“

„Steffen. Wir gehen hoch ins Bett.“

Wir schließen Alles ab und gehen in die Etage.

Bei Karin im Zimmer stöhnt es schon wieder.

„Nimmersatt bei der Arbeit“, scherzt Steffen.

„Aber Joana hat das recht gut getan. Wir hatten wenig Gelegenheit in letzter Zeit. Und überall waren Bauarbeiter.“

„Rolf war gar nicht zum Essen mit Julia“, sagt Steffen.

„Die wollten heute auch mal auswärts gehen. Vielleicht sucht Rolf gleich noch Anschlussaufträge.“

Wir kratzen etwas an der Zimmertür von Karin. Die alten Türen haben wir nur abgebeizt. Sie sehen schön aus so. Karin stöhnt schon wieder. Joana hat uns herein gelassen. Sie lacht.

„Ich habe mich revanchiert.“

Karin liegt auf dem Bett. Joana streichelt sie. Karin zuckt und kichert. Steffen schaut ganz zufrieden.

„Joana kann das besser als ich.“

„Wo willst du denn heute schlafen“, frage ich Joana.

„Bei Dir natürlich. Morgen ist Frühstück zu machen und ich will Andrea noch etwas anlernen.“

„Gute Nacht Ihr Zwei.“

Wir gehen in unser Zimmer. Joana duscht sich noch etwas. „Ich habe überall Gleitgel. Willst du mal probieren, wie das schmeckt?“

„Hast Du etwa das Riesending probiert?“

„Karin hat gesagt, das ist nicht gut. Das gibt kleine Risse und Entzündungen.“

„Ja. Aber der Frauenarzt kommt doch auch rein.“

„Unsere Frauenärztin hat so kleine Hände. Das kannst Du mit diesem Riesending nicht vergleichen. Die Ärztin hat das auch irgendwie drauf.“

„Und der Doppelte?“

„Den hab ich jetzt Karin gesetzt. Sie hat gesagt, das ist der beste. Das denke ich auch.“

„Bei Frauen kommst Du schneller als bei mir. Soll ich Dich in Zukunft Chef rufen, Joana?“

„Wir bekommen das schon wieder hin bei Dir. Um den kleinen Chef muss ich mich nur etwas öfter kümmern.“

Ich wasche Joana. Und schau, der kleine Chef wird größer. Joana nimmt ihn in die Hand, wie als wöllte sie ihn wiegen. „Braver Junge.“ Sie gibt ihm einen Kuss.

Joana zuckt auch als ich sie wasche. „Wie oft warst Du heute glücklich?“

„Ich zähle schon nicht mehr mit. Sicher zehn Mal. Karin hat ein Händchen dafür. Sie beobachtet mich genau.“

„Das hat sie früher an der Trasse auch schon getan. Sie hat immer kontrolliert, ob das gut tut, was sie macht.“

„Sie ist schon eine gute Freundin und Steffen sehr treu, hat sie mir gesagt. Außer bei mir. Irgend Etwas regt sie bei mir an.“

„Du. Weil Du so schön bist wie sie.“

„Heute hat sie mir gebeichtet, mit Dir hätte es ihr auch gefallen. Sie liebt an Dir das Ehrliche. Fast so, wie ich.“

Wir gehen zu Bett. Joana schlägt ihr linkes Bein über mich und nimmt den kleinen Chef in die Hand. Ich lege meine Hand an ihre Muschi. Mein Gott. Die hat immer noch fünfundvierzig Grad. Ich glaube fast, wir sind so eingeschlafen. Wie im Märchen.

Der Betrieb läuft

Die sehr schöne Eröffnungswoche geht vorbei. Steffen und Karin sind oft unterwegs. Sie gehen auf Rundfahrten und erzählen uns von ihren Erlebnissen. Die Vergleiche zur DDR fallen oft positiv aus. Das Negative überwiegt. Besonders loben sie unsere wirklich schönen FKK- Anlagen an den erzgebirgischen Badeseen. Und die sind voll belegt. Steffen zeigt uns Fotos von sehr schönen Frauen. Sie waren in Rabenstein. Erst auf der Burg, dann in den Felsendomen und zum Schluss, am Stausee.

„Brauchst Du schon Vorlagen?“, frage ich ihn.

„Meine beste Vorlage ist Karin.“

„Da hast Du ganz sicher Recht.“

Joana lacht laut. Andrea ist noch da. Sie hat das Frühstück geschafft. Die Reste räume ich weg. Andrea geht auf die Zimmer. Karin läuft ihr hinterher.

„Das nächste Opfer“, lästert Steffen.

„Sie ist sonst gar nicht so. Du hast sie mir umgedreht“, sagt er zu Joana.

„Ich?“

„Weil Du zu schön bist!“

„Danke!“

Unsere Hausgäste sind alle schon weg. Sie kommen im Laufe des Tages wieder. Dann haben wir auch unser Restaurant geöffnet.

Mischa kommt wieder. Er will mir etwas helfen.

Rolf und Julia bauen oben in unserer Dusche. Dann geht er teilweise noch bestimmte Leitungen abdrücken und kontrollieren.

„Alles bestens. Wir sind fertig.“

„Wunderbar.“

Er gibt mir die Rechnung. Mit der Heizanlage, möchte er über zweihundert Tausend. Den Materialkauf haben wir schon vorfinanziert. Es gab zwischendurch Ärger, weil die Bank einen Lieferanten nicht zahlte. Rolf und Julia sind mit uns auf die Bank gefahren. Er hat getobt dort. Zwei Tage später war das Geld da. Wir stellten uns gerade vor, Rolf wäre ein DDR Handwerker. Julia schüttelt den Kopf. Sie kann die Gebaren nicht verstehen.

„Die fühlen sich hier auf wie der letzte Abschaum. Zu Hause würden die sich das nicht getrauen.“

Die Zwei schämen sich aufrichtig für ihre Landsleute aus dem Westen.

Joanas Mutter ruft an. „Es ist was Schlimmes passiert!“

„Was?“

„Nicht am Telefon. Kommt mal her. Allein!“

Wir entschuldigen uns bei Steffen und Mischa. Sie sollen derweil mal auf unser Haus aufpassen. Sie versprechen das.

Wir gehen das Haus hoch an Karins Zimmer vorbei und suchen Andrea. Irgend Jemand keucht ziemlich laut in Karins Zimmer. Andrea ist nirgends zu sehen.

„Das ist Andrea“, sagt Joana zu mir. Wir kratzen an der Tür. Andrea liegt breit auf dem Bett. Karin hat geöffnet. „Ich konnte nicht widerstehen“, sagt sie zu Joana. „Sie hat das Zimmer gemacht und mir ihren Hintern gezeigt. Und das ist ein Hintern!“

„Andrea!“, rufe ich fast. „Du musst mal auf das Haus aufpassen. Wir sind bei Joanas Mutter. Es ist Etwas passiert.“

Andrea kichert. Sie ist fast wie ich. Redselig, etwas naiv wirkend und aufgeschlossen. Ein perfekter Gastronom. Sie nimmt das Leben wie es kommt und weiß immer eine Antwort.

Auszug aus Joana


Die Besatzer haben viele Polizisten einfach raus geschmissen aus ihren Ämtern und Stationen. Sobald der Polizist ein Parteibuch der SED hatte, war er fällig. 1933 lässt grüßen. Nur die braunen Hemden fehlen. Die sind jetzt weiß und mit dunkelblauen Wollmänteln behangen. Fast wie, ‚Schwarzblau ist die Haselnuss.‘

Wir fahren bei Herbert vorbei. Geht es ihm wieder besser?

Zu Hause angekommen, werden wir von einem Strich empfangen. Herbert. Er wiegt keine fünfzig Kilo mehr. Wir sind erschüttert. Brigitte lässt uns einen Kaffee durch und fragt, ob wir mit Abendbrot essen möchten. Herbert fragt, wie es mit dem Geschäft steht.

„Alles ist genehmigt. Wir warten jetzt auf den Finanzierungsplan.“

„Und die Handwerker? Die haben doch sicher alle Hände voll zu tun.“

„Das macht sie nur teurer. Darauf haben sie vierzig Jahre gewartet. Die Besatzer haben ihre eigenen Handwerker mit. Die DDR Handwerker stehen Außen vor.“

„Und? Können sie wenigstens gleich anfangen?“

„Der Dachdecker kommt aus dem Ort. Der fängt gleich als Erster an. Danach kommt der Klempner und Elektriker. Zuletzt der Leichtbau.“

„Und Dir geht nicht die Hose bei dem Umfang?“

„Naja. Sicher bin ich mir nicht ganz. Was soll ich tun?“

„Ihr hättet weg gehen können.“

„Wir gehen weg von unseren teilweise kranken Eltern und Großeltern? Sollen wir Euch im Stich lassen?“

„Schlaft Ihr hier?“, fragt Mutter.

„Nein. Wir müssen unsere Schulden bewachen.“

Wir fahren zurück in unser neues Heim.

Am Morgen kommt der Chef der Sparkasse mit seinen Kollegen. Er hat den Finanzierungsplan mit. Es gibt diverse Hilfsprogramme von Aufbaubanken. Die aktuellen zwölf Prozent Zinsen sollen damit teilweise halbiert werden. Die Bedingungen sind für uns annehmbar. Wir verstehen nur die Hälfte von dem ganzen geschriebenen Text. Das ist sicher auch die Absicht dahinter. Zumindest sind wir gewohnt, geschriebene Gesetze zu verstehen. DDR Gesetze waren eindeutig und Verträge auch. Wildwest hält bei uns Einzug. Wir unterschreiben und werden ab jetzt, heuchelnd – freundlich gegrüßt. Es gibt dutzende Ratschläge. Keinen davon können wir gebrauchen. Im Lager stehen noch ein paar Schnapsflaschen aus DDR Zeiten. Mangelware ist dabei. Ich biete den Herrschaften zur Feier des Vertragsabschlusses einen Apfelschnaps an. Die Gesichter verraten uns, dass die von der DDR und ihren Produkten wenig halten. Keiner der Leute verrät mir seinen Namen und Keiner bietet uns das Du an. Alles ist anonym.

Vor der Haustür steht der Dachdecker. Er könnte die Woche anfangen. Über den Preis werden wir uns schnell einig. Wir decken mit Kunstschiefer. Einheimischer Schiefer, der traditionell hier gedeckt wird, wird über Nacht unbezahlbar. Der Preis verzehnfacht sich. Der Dachdecker hat mir davon auch abgeraten. Die Last wäre zu hoch bei unserem großen Bau.

Der Klempner steht auch schon da. Er kommt zusammen mit seiner Frau. Sympathische Leute, die Zwei. Julia geht mit der Kamera ihrem Rolf hinter her. Sie fotografiert und schreibt, während Rolf misst und diktiert. Joana kocht den Zweien inzwischen einen Kaffee.

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