Bei Karinka liegt der Rechenschaftsbericht an


Robin, der Chef vom Bergtreu, sagte, die hätten ihn mal an der Zollstation zu Nauders so böse gefilzt. Unter Waffenandrohung. Mit dem Motorrad. Er war nur etwas Tabak holen. Den schwarzen – kubanischen. Am Zoll hat er gehupt, keine Reaktion. Er hat drei Minuten lang gehupt. Nichts. Also, fährt er los. Auf halbem Weg springt so ein junger Zöllner aus dem Gebüsch. Mit vorgehaltener Waffe. Seine Kollegin stand am Straßenrand. Er kam sich vor, als wäre er von Straßenräubern überfallen worden. Danach war er davon überzeugt. Es waren Straßenräuber. Er filzte ihn. Er beschlagnahmte den Tabak. Stellte eine Quittung aus und wollte einhundert und fünfzig Euro Bußgeld. Auf den Hinweis, ich wollte unten Zoll bezahlen, reagierte dieser postengeile Zinnsoldat gar nicht. „Ich dachte, ich bin im Faschismus gelandet“, gesteht er. „Und das im Land der Reisefreiheit. Wir leben von Touristen. Genau das, spielt sich jetzt hier wieder ab. Die schließen einfach unsere Hotels. Wegen einem Virus. Wir haben Millionen von Viren in unserem Hotel.“ Er lacht bitter. Fast kommen ihm die Tränen.

„Wie Viel musst du denn noch bezahlen?“

„Drei hundert Tausend.“

„Wenn Du mit machst mit Daniela, kannst du das in einem Monat verdienen.“

„Das habe ich gerade mit bekommen“, antwortet Daniela. „Wir werden uns schick machen für den Film.“

Robin wird etwas rot dabei. Daniela ist ein gut gewachsenes Stück schönes Fleisch. Gut gepolstert. Robin ist eher etwas klein geraten. Aber sehr hübsch. Klein, zwischen den Beinen. Nicht an Statur.

„Ich schäme mich etwas“, gesteht er. Er senkt den Kopf. Alle im Speisesaal applaudieren. Keiner hätte so ein Geständnis erwartet. Blanka, eines seiner Zimmermädchen meldet sich.

„So klein ist der nicht.“

Daniela staunt.

„Hast du mit Blanka hantiert?“

„Nein. Ich war duschen und sie wollte unsere Wohnung putzen.“

Blanka wirkt erleichtert bei der Aussage. Daniela hingegen nicht ganz. Dabei hat Daniela keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Bei ihr putzt regelmäßig Slavo die Küche. Und den, wollte Daniela gern bei der Stange halten. Wahrscheinlich hat Slavo auch die Tastatur Danielas mit erwischt. Wegen der Festigung des Arbeitsverhältnisses. Köche mit schlechter Laune, versauen gern das Essen. Und wer riskiert das schon gern im Umfeld von den vielen Hotels der Nachbarn.

Alle amüsieren sich über die Vorwürfe. Die sind zwar spaßig vorgetragen, aber doch ernst gemeint.

„Unsere jetzige Situation wird euch Zwei heilen“, sagt tröstend Hubertus zu Daniela. Die sieht das ein. Robin auch. Es gibt ein liebes Küsschen.

„Wir sind in einer guten Familie angekommen“, sagt Robin erleichtert.

Hubertus trägt mit Alex zusammen den Finanzbericht vor. Bisher ist das steuerfrei.

„Unser Gründungsdarlehen nehmen wir uns selbst“, scherzt Alex.

„Bisher haben wir nur unser Personal belauscht. Das ist zwar kriminell, muss aber angezeigt werden.“

„Du darfst uns noch etwas belauschen“, sagt Lina. Lina ist recht dünn und zierlich. Sie wirkt bisweilen etwas hyperaktiv. Das setzt sie in Beweglichkeit um. Fast wie eine Ballett – Tänzerin. Hubertus nickt bei der Bemerkung eifrig.

„Bei Lina musst du aber schnell sein. Sie schläft sofort ein. Vor allem, musst du schnell die Mikrofone abschalten. Lina schnarcht gleich los.“

Alle müssen lachen und schauen zu Lina. Lina wird etwas rot im Gesicht. Ella meldet sich zu Wort.

„Lina sucht nur einen festen Partner.“

Ella schaut dabei Nico fest an. Nico war früher mit Lina zusammen. Irgendeine Eifersüchtelei hat die Zwei auseinander gebracht. Es muss nach einem Tanzabend passiert sein. Lina ist dann zu ihren Kolleginnen umgezogen. Nico ins Köchezimmer.

Alex fängt an.

„Nach meinen Zählungen haben wir an einem Tag fast dreißig Tausend Euro eingenommen.“

Alle klatschen. Hubertus ergänzt die Aussage noch.

„Wenn es so bleibt, haben wir in zehn Tagen die Schuld bezahlt.“

Hoffnung macht sich breit im Kollektiv.

„Dann hätten wir zwanzig Tage für uns?“, fragt Karinka. Ihr Gewissen drückt sie etwas. Sie hat zu Hause – Überweisungen versprochen.

„Deinen Vorschuss zahlen wir gleich aus“, sagt Clara. Sie kennt die Verhältnisse von Karinka. Etela hat es ihr erzählt.

„Gibt es sonst noch Sorgen? Stimmen wir das ab?“

Alle heben die Hand. Keiner scheint Sorgen zu haben. Immerhin arbeiten sie schon ziemlich lange bei Hubertus und Clara. Alle haben rechtzeitig überwiesen nach Hause. Die kommende Auszahlung liegt bei ihnen pünktlich an. Vermuten sie.

„Was machen wir mit unseren einheimischen Kollegen. Die sind doch sicher arbeitslos“, fragt Daniel.

Clara verspricht, sich darum zu kümmern.

„Ich weiß nicht, wie lange unsere Kollegen Arbeitslosengeld bekommen. Nach unseren Unterlagen, etwa zwanzig Wochen.“

„Darum müssen wir uns dringend kümmern“, sagt Hubertus. Er notiert sich das gleich. Dario hebt schüchtern die Hand. Bei ihm zu Hause muss das Haus neu aufgebaut werden. Er hat auch Darlehen zu bedienen.

„An die falschen Banken“, ruft er zornig.

Auf die Frage von Hubertus, wie viel das ist, schüttelt er den Kopf.

„Das muss ich erst erfragen.“

„Wir legen für dich eine kleine Reserve an“, tröstet ihn Hubertus. Dario fällt fast aus den Wolken. Er weint. Clara schätzt ihn als sehr treuen Mitarbeiter. Er kümmert sich um die vielen kleinen Dinge der Küche. Das macht ihn unersetzlich.

Begraben im Weiher


Toni verabschiedet sich von Sibyla.

„Besuch mich mal wieder“, sagt sie zu ihm.

„Gerne. Ich bringe mal Monika mit. Du hast einen schönen Garten.“

„Nicht nur das.“

Toni wird nicht mehr rot. Er kennt inzwischen alle doppelsinnigen Anspielungen.

Er muss jetzt zu Danka. Vorher ruft er Paul an. Seine Rezeptionistin geht ans Telefon.

„Paul ist nicht da im Moment.“

„Ist Danka im Haus?“

„Da muss ich auf der Etage und in der Wäscherei anrufen.“

„Mach bitte kein Trara. Ich muss sie nur etwas fragen. Entweder in eurem Extrazimmer oder an der Rezeption.“

„Ist gut. Ich lasse sie kommen. Wann sind sie hier?“

„In zehn Minuten.“

Oh. Toni hätte eine größere Zeitspanne sagen sollen. Zehn Minuten sind etwas knapp. Obwohl er gerade auf die MEBO auffährt.

Toni kommt pünktlich an. Danka steht noch nicht an der Rezeption.

„Danka ist auf ihrem Zimmer. Sie muss heute Abend abdecken.“

Toni weiß bereits wo ihr Zimmer ist. Er geht hin. Er muss nicht mal anklopfen. Danka steht bereits in der offenen Tür. Wahrscheinlich hat die Rezeptionistin schon angerufen. Sie ist auch Slowakin.

„Ich habe jetzt Zimmerstunde.“

„Das ist aber zeitig.“

„Ich muss heute Abend noch abdecken und die Sauna putzen.“

„Darf ich rein kommen?“

„Ja. Meine Kollegin ist auch da.“

Die Kollegin ist recht dünn angezogen. Sie stellt sich mit Lenka vor. Lenka ist nicht so schön wie ihre Kolleginnen. Eher etwas maskulin mit ziemlich kurzem Haar und einer, eher sportlichen Figur. Toni muss in sich lachen. Die Zwei schlafen im Doppelbett.

„Ich habe eigentlich nur ein paar Fragen. Die brauche ich der Vollständigkeit halber.“

„Und die Fragen wären?“, sagt Danka. Danka spricht sehr gut Deutsch.

„Geht ihr mit euren Kolleginnen in die Laterne zum Tanz?“

„Ja.“

Die Antwort ist Toni etwas zu knapp.

„Geht ihr immer alle und zusammen?“

„Wenn ein Mädchen abdecken muss, geht sie nicht mit.“

„Das Abdecken dauert wohl ziemlich lange?“

„In manchen Zimmern zu lange.“

Toni versteht den Wink nur zu gut. Er fragt nicht tiefer nach. Außer in einem Fall.

„Wie sieht das mit einem deutschen Hotelier aus?“

„Bei dem dauert es immer besonders lange. Er möchte uns in seinem Betrieb haben.“

„Alle?“

„Ja.“

„Und wie sieht es damit aus?“

Toni klopft mit einer flachen Hand auf die andere, die er zur Faust zusammenrollt.

„Ja. Genau deswegen.“

„Er zahlt wohl gut?“

„Seine Frau rechnet mit uns ab.“

„Er hat eine Frau?“

„Ja. Sie ist auch da.“

Toni möchte das nicht weiter erfragen. Ihn interessiert das nur nebenbei. Er befürchtet sonst, den Faden zu verlieren.

„War’t ihr letzten Dienstag in der Laterne?“

„Ich nicht. Aber Lenka war mit.“

„Lenka. Wie Viele war’t ihr?“

„Wir waren zu viert.“

„Wie lange war’t ihr zusammen?“

„Eigentlich bis zum Schluss. Wir treffen uns immer für den gemeinsamen Heimweg.“

„Iva, Ema, Sibyla und du?“

„Nein. Danka hat uns abgeholt.“

„Also war’t ihr zu Fünft?“

„Nein. Iva hat sich von uns verabschiedet und ist zurück gegangen.“

„Hat auf sie Jemand gewartet?“

„Sicher. Sie hat gesagt, sie hat eine Verabredung.“

„Mit wem, hat sie euch nicht gesagt?“

„Nein. Sie sprach nur von einem Riesending.“

Toni fragt das nicht weiter. Er kann sich vorstellen, was die Frauen meinen. Er muss Monika auf die Mädchen ansetzen. Vielleicht erfährt Moni mehr. Langsam erklären sich auch die vielen Spermaspuren bei Iva. Er schüttelt mit dem Kopf. Schlammreiter.

Er erfährt viel Nebensächlichkeiten von den Frauen. Vielleicht ist dieser oder jener Anhaltspunkt dabei. Er hat alles aufgenommen. Heimlich. Den Mädchen hat er das nicht gesagt. Er wollte, das sie hemmungslos auspacken.

„Gute Nacht“, sagt Toni beim Abschied von den Zweien.

„Komm ruhig mal wieder“, antwortet Danka. Sie zeigt dabei etwas Oberschenkel.

Toni möchte Paul noch etwas fragen. An der Rezeption bekommt er gesagt, Paul sei unterwegs.

Eigentlich möchte Toni jetzt noch die anderen Hotels besuchen. Die Zeit wäre günstig. Wir nähern uns der Zimmerstunde und Mittagspause.

„Was gibt es denn heute bei euch zum Mittag?“

„Hähnchenschenkel, so viel ich weiß“, ist die Antwort der Rezeptionistin.

Vielleicht gibt es im Wanderhut etwas Besseres. Mal sehen.

Toni fährt zum Wanderhut. Rainer, der Chef, erwartet ihn schon. Toni hatte sich telefonisch angemeldet.

Leseprobe Der Saisonkoch – Zweiter Monat


Tag 36

Es ist Samstag und wir wecken nicht durch den Wecker auf, sondern vom Lärm am Hotel. Ein Bus mit relativ jungen Leuten ist angekommen. Mit dem Blick aus dem Fenster, sehen wir, es sind holländische Gäste. Wir hören Dursun, wie er „Pst“ zischt und sehen ihn danach heftig gestikulieren. Wahrscheinlich hat Alfred die Personalzimmer bewusst so platziert, dass wir mit unseren Gästeanreisen aufwecken. Ich glaube, Alfred hat diese Gäste schon gestern Abend erwartet. Aus dem Grund steht Dursun auch schon in der Tür. Die Anreisenden hätten sonst läuten und etwas warten müssen. Es kann auch sein, der Busfahrer hat wie üblich, schon vorher angerufen.

Von den Anreisenden macht keiner irgendwelche Anstalten, Türen und Behälter, leise zu betätigen. Im Gegenteil. Wir hören jedes Wort und jede Handlung. Am lautesten gehen sie mit den Skiern und den Taschen um. Bei Einigen denke ich, sie sind schon in Skischuhen ankommen. Sie trampeln laut. Schlagbohrmaschinen klängen dagegen wie Haarföne. Joana und ihre Kolleginnen werden sich über den Zustand des Foyers freuen. Eigentlich führt Dursun die Skigäste direkt in den Skiraum. Dort können sie die Ski, Skischuhe und die gesamte Skiausrüstung deponieren. Offensichtlich gibt es so viele Diebstähle bei den restlos, ehrlichen Westeuropäern untereinander, dass sich Keiner dieser Anreisevariante bedient. Dursun soll ihnen Alles auf die Zimmer schleppen. Marlies wird für Dursun heute ein Extrafrühstück vorhalten müssen.

Wir trinken gemeinsam Kaffee und erzählen uns, was wir so am Vortag erlebt haben.

Köche sind im Allgemeinen, ziemlich viel gewöhnt. Aber es sind Schilderungen Joanas dabei, die selbst mir den Kaffeegeschmack verderben können. Ein Bad war bis an die Decke mit Dünnschiss bespritzt, ein anderes, mit Kotze verstopft und in einem Zimmer, waren selbst die Betten mit diesen Garnituren versehen. Manchmal denke ich mir, selbst Krankenhäuser können, kein, so ein Aufkommen an Stuhl – und Magenproben aufweisen wie Hotels. Man könnte fast davon ausgehen, die gesunden Menschen liegen im Krankenhaus und die kranken, im Hotel. Unsereiner würde sich zu Tode schämen, so ein Zimmer zu hinterlassen. Ahu hat Joana gestern erzählt, sie musste ein Zimmer putzen, welches von einem Hund oder soll ich Kalb sagen, vollgeschissen wurde. Offensichtlich hat dieser Riesenhund auch noch im Bett geschlafen und von hübschen Hündinnen geträumt. Ein menschlicher Mitbewohner war jedenfalls nicht anwesend in dem freien Bettplatz. Ich wüsste jedenfalls kein Beispiel, bei dem ein DDR – Urlauber, jemals so ein Zimmer hinterlassen hätte. Nicht mal unsere Bauarbeiter waren zu solchen Zimmerhinterlassenschaften fähig, wenn sie am Abend davor ein Saufgelage abgehalten hatten. Offensichtlich ist in der neuen kapitalistischen Gesellschaft die Hemmschwelle soweit gesunken, dass sich selbst Tiere eher schämen als unsere Mitbürger. Anders, jedenfalls, kann ich mir das nicht erklären.

Joana war etwas spazieren bei uns

Leseprobe Der Saisonkoch – Zweiter Monat


Die Flüge in und von diesem Urlaub waren vergleichbar mit Gefängnistransporten, so eng saßen wir. Zehn Stunden voller Qualen für ein paar Tage Urlaub in Westkultur. Wir hatten uns vorgenommen, das nie wieder zu tun.

Insgesamt war der Urlaub vor Ort recht nett. Der schlimmste Eindruck für uns war das direkte Kennenlernen der anderen Deutschen samt ihren Kontrollorganen auf den Flugplätzen. Die unglaubliche Überheblichkeit, gepaart mit einer Dummheit, die uns so – fremd ist. Wir bekamen das auch umgehend gesagt von unseren Gastgebern. Sie meinen, wir DDR – Bürger wären wesentlich zugänglicher und freundlicher als die Westdeutschen. Alfred und Marco aus Nauders bestätigen uns das immer aufs Neue.

Kaum sind wir da, begrüßt uns schon Dursun mit „Gesundes Neues Jahr, Ihr Beiden!“

„Gleichfalls; auch Deiner Familie, Dursun.“

„Danke. Wie war de Feier?“

„Beschissen, wie immer.“

„Haschte ni gefeiert?“

„Wir feiern das ni, Dursun.“

„Ah, okay; alles kloar.“

Marlies rennt gerade bei ihrem Frühstücksservice. „Guten Morgen“, kommt ihr gerade so über die Lippen und schon ist sie weg. Ihr Neujahrsmorgen ist praktisch schon der erste Dauerlauf im Neuen Jahr. An Feiertagen hat sie etwas mehr zu tun, weil sie die Brötchen und Backwaren selbst aufbacken muss. Marco bezieht sie als Gefriersortiment. Die gefrorenen Teiglinge sind etwas angebacken und müssen noch, rund fünfzehn Minuten lang, fertig gebacken werden. Die Methode hat sich in den letzten Jahren immer mehr durchgesetzt und sie entlastet auch etwas die örtlichen Bäckereien. Marlies kommt zurück und wünscht uns ein Gesundes Neues Jahr, was wir ihr natürlich auch wünschen. Marco ist noch nicht da und wir beschließen, nach einem Schluck Kaffee, ins Zimmer zu gehen. Im Foyer herrscht, bis auf ein paar Frühstücksgäste, Totenstille.

Unser Zimmer ist recht warm aber riecht etwas muffig. Joana öffnet kurz das Fenster zum Lüften und geht schon mal ins Bad, sich frisch machen.

„Willst Du glei los machen?“

„Ja. Nach’m duschen.“

„Ich schmeiß mich noch ne Stunde hin.“

„Stell Dir ’n Wecker.“

Joana ist schon wieder im Arbeitstrance. Die Zimmermädchen haben im Neuen Jahr ganz sicher reichlich zu tun. Und das beschäftigt sie natürlich schon jetzt. Neben der Zimmer- und Badwäsche mit den entsprechenden Spuren, ist auch die Tisch- und Küchenwäsche fällig. Vom Haus und den Toiletten möchte ich nicht schweigen. Das wird praktisch die erste Kotzübung des Neuen Jahres. Das überstehen nur die Härtesten ohne Appetitsverlust. Bei den Zimmermädchen können wir heute sicher Personalessen sparen. Vom Nachtbuffet ist noch eine Menge übrig. Ich hab es im Kühlhaus gesehen.

Kurz vor Acht, klingelt unser Wecker. Joana hat mich nicht geweckt und es riecht auch nicht nach Kaffee. Unser Zimmer ist jetzt etwas frisch, um nicht kalt zu sagen. Dafür ist der muffige Geruch weg. Im Bad riecht es nach Joanas Parfüm. Meinen Kaffee werde ich hier im Bad trinken. Hier ist es schön warm.

Im Personalraum sitzen alle Kollegen. Wir wünschen uns ein Gesundes Neues Jahr. Einige küssen sich untereinander. Marco sieht etwas verbraucht aus heute. „Wie lange hast Du gestern gefeiert?“, frage ich ihn.

„Du meinst, heute!“

„Wann bist Du ins Bett?“

„Gerade eben. Kurz, bevor Du gekommen bist.“

„Wer war die Glückliche?“

„Schau Dich um. Das siehst Du sicher.“

‚Naja‘, denk ich mir. `Die sehen alle recht zufrieden aus.`

„Meinst Du Alle?“

Marco kann sich kaum halten vor Lachen.

„Schön wär’s.“

Wenn ich so genau hin schaue, sieht Mira etwas glücklicher aus als ihre Kolleginnen. Ich frage Marco nicht. Das ist seine Sache. Marco kann bei den Kolleginnen nichts falsch machen. Sie sind alle schön und wunderschön. So wunderschön, wie meine Joana. Viele Zimmermädchen neigen wegen ihrer Arbeit etwas zur Hyperaktivität, die sich im freizeitlichen Zusammenleben schwer bremsen lässt. Marco dürfte damit gut zurecht kommen. Als Koch muss Unsereiner schon auch ein Spur Hyperaktivität besitzen. „Was hattest Du Gestern als Galamenü, Marco?“

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