Gabor der Bauer


Leseprobe Der Saisonkoch – Zweiter Monat


Tag 36

Es ist Samstag und wir wecken nicht durch den Wecker auf, sondern vom Lärm am Hotel. Ein Bus mit relativ jungen Leuten ist angekommen. Mit dem Blick aus dem Fenster, sehen wir, es sind holländische Gäste. Wir hören Dursun, wie er „Pst“ zischt und sehen ihn danach heftig gestikulieren. Wahrscheinlich hat Alfred die Personalzimmer bewusst so platziert, dass wir mit unseren Gästeanreisen aufwecken. Ich glaube, Alfred hat diese Gäste schon gestern Abend erwartet. Aus dem Grund steht Dursun auch schon in der Tür. Die Anreisenden hätten sonst läuten und etwas warten müssen. Es kann auch sein, der Busfahrer hat wie üblich, schon vorher angerufen.

Von den Anreisenden macht keiner irgendwelche Anstalten, Türen und Behälter, leise zu betätigen. Im Gegenteil. Wir hören jedes Wort und jede Handlung. Am lautesten gehen sie mit den Skiern und den Taschen um. Bei Einigen denke ich, sie sind schon in Skischuhen ankommen. Sie trampeln laut. Schlagbohrmaschinen klängen dagegen wie Haarföne. Joana und ihre Kolleginnen werden sich über den Zustand des Foyers freuen. Eigentlich führt Dursun die Skigäste direkt in den Skiraum. Dort können sie die Ski, Skischuhe und die gesamte Skiausrüstung deponieren. Offensichtlich gibt es so viele Diebstähle bei den restlos, ehrlichen Westeuropäern untereinander, dass sich Keiner dieser Anreisevariante bedient. Dursun soll ihnen Alles auf die Zimmer schleppen. Marlies wird für Dursun heute ein Extrafrühstück vorhalten müssen.

Wir trinken gemeinsam Kaffee und erzählen uns, was wir so am Vortag erlebt haben.

Köche sind im Allgemeinen, ziemlich viel gewöhnt. Aber es sind Schilderungen Joanas dabei, die selbst mir den Kaffeegeschmack verderben können. Ein Bad war bis an die Decke mit Dünnschiss bespritzt, ein anderes, mit Kotze verstopft und in einem Zimmer, waren selbst die Betten mit diesen Garnituren versehen. Manchmal denke ich mir, selbst Krankenhäuser können, kein, so ein Aufkommen an Stuhl – und Magenproben aufweisen wie Hotels. Man könnte fast davon ausgehen, die gesunden Menschen liegen im Krankenhaus und die kranken, im Hotel. Unsereiner würde sich zu Tode schämen, so ein Zimmer zu hinterlassen. Ahu hat Joana gestern erzählt, sie musste ein Zimmer putzen, welches von einem Hund oder soll ich Kalb sagen, vollgeschissen wurde. Offensichtlich hat dieser Riesenhund auch noch im Bett geschlafen und von hübschen Hündinnen geträumt. Ein menschlicher Mitbewohner war jedenfalls nicht anwesend in dem freien Bettplatz. Ich wüsste jedenfalls kein Beispiel, bei dem ein DDR – Urlauber, jemals so ein Zimmer hinterlassen hätte. Nicht mal unsere Bauarbeiter waren zu solchen Zimmerhinterlassenschaften fähig, wenn sie am Abend davor ein Saufgelage abgehalten hatten. Offensichtlich ist in der neuen kapitalistischen Gesellschaft die Hemmschwelle soweit gesunken, dass sich selbst Tiere eher schämen als unsere Mitbürger. Anders, jedenfalls, kann ich mir das nicht erklären.

Joana war etwas spazieren bei uns

Was unterscheidet einen kranken Volltrottel-(Tourist) von einem Tier?


https://news.mail.ru/society/48597800/

„““Wissenschaftler haben herausgefunden, dass kranke Bienen soziale Distanz wahren. Sie halten sich von Jungtieren und dem Zentrum des Bienenstocks fern.

Ein internationales Wissenschaftlerteam, das Honigbienen beobachtete, fand eine interessante Tatsache heraus. Es stellte sich heraus, dass bei einer Infektion mit der parasitären Milbe Varroa destructor, die Bienen als Wirt nutzt, die infizierten Individuen beginnen, eine soziale Distanz zu wahren und sich vom Zentrum des Volkes fernzuhalten, wo sich Jungtiere, Königinnen und Bienenbrut befinden.“““