Lebensarbeitszeit und Balkonruhe
Ich sitze mit meinem gebrochenen Bein gelegentlich auf dem Balkon. Sonne hilft bei der Heilung.
Vorbeigehende (vollgefressene) Touristen, sich auf Stöcken daher schleppend und bisweilen auch Mitbewohner und deren Besucher, fühlen sich angeregt, mich zu fragen, warum ich nicht arbeite.
Ich möchte das ganz kurz erklären:
Als Saisonkoch arbeitete ich dreißig Jahre in 90-Stunden-Woche. Ich werde gerade 65 in diesem Monat und freue mich zusammen mit meiner jüngeren Frau, an meinem Geburtstag auch die Silberhochzeit feiern zu dürfen. Das haben wir uns verdient.
Wenn ich von Arbeit rede, meine ich Arbeit und nicht das Faulenzen in irgendwelchen Absteigen, Fahrzeugen oder Bürosesseln. Der Büroschläfer benötigt im Vergleich zu meinen dreißig Jahren, genau sechzig Jahre, um nur annähernd die gleiche Zeit verbummelt zu haben. Damit wäre es wohl eher gerecht, diesen Schläfer mit achtzig zu pensionieren.
Meine Arbeit war die Zubereitung von Frühstück, danach Mittagessen, a la carte, Jausenbuffets und Abendmenüs. Wenn Sie gelegentlich nachschauen, wie lange Sie oder ihre „überdurchschnittlich fleißige Frau“, allein für das Aufwärmen eines Fertiggerichtes benötigen, können Sie vielleicht nachvollziehen, welche Leistung dahinter steckt im Falle von echtem Kochen und Backen. Und genau dann können Sie sich Gedanken dazu machen, was es bedeutet, zu Sechst in einer Gaststätte, achtzehn verschiedene Gerichte zu bestellen. Ihre überdurchschnittlich fleißige Frau mit dem großen Mund, würde dafür genau zwei Wochen benötigen. Und das in einer Küche, für die Sie heute noch Raten abdrücken:-))
Wenn Ihnen das bewusst ist, können Sie eventuell begreifen, warum ich Sie vom Balkon aus, laut auslache:-))
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