Gelika – im ersten Zimmerservice


Nach der kurzen Pause, gehen die Zwei wieder in die Wäscherei. Inzwischen ist die Temperatur des Raumes gewaltig angestiegen. Die große Mangel wird mit Gas beheizt. Die Luft im Raum wird dünner. Klara öffnet das Fenster.

„Eigentlich dürfen wir das Fenster nicht öffnen. Wegen der Insekten. Die machen Flecke auf der Wäsche.“

„Die geraten wohl oft in die Bügelmaschine?“

„Genau das.“

„Aber die Luft ist wirklich schlecht hier.“

„Deswegen müssen wir ziemlich oft Raus gehen.“

Nach der Arbeit sind sie fertig. Sie packen ihre Wagen. Zwei Garnituren extra.

„Früh musst du noch einmal zählen. Die Kolleginnen neigen etwas zur Selbstbedienung.“

„Sie nehmen mir meine abgezählte Wäsche weg?“

„Ja. Wenn ihnen Etwas fehlt. Sie wollen nicht bis Nachmittag warten.“

„Es gibt nicht genug Wäsche?“

„Ehrlich gesagt. Die ist wahrscheinlich genau auf die Bettenzahl abgestimmt.“

„Also, sind zusätzliche Wechsel nicht gedeckt?“

„Es scheint so.“

„Hat das schon mal Einer dem Chef gesagt?“

„Wir Alle. Ziemlich oft sogar.“

„Ich sage das noch einmal im Büro.“

„Dann bist du die Zehnte.“

Offensichtlich scheint Keiner die Anliegen der Zimmermädchen wirklich zu registrieren.

„Wenn das Niemand registriert, lassen wir eben den Wechsel einmal ausfallen. Das werden dann die Gäste reklamieren.“

„Du hast aber schnell gelernt. Unsere Gäste sind das nicht.“

Klara hinterlässt bei Gelika sofort einen bleibenden Eindruck. Sie wirkt unbeteiligt. Fast schon – kalt.

„Hast du einen Freund?“

„Eigentlich nicht.“

„Verheiratet bist du auch nicht?“

„Bleib mir fern mit Männern.“

Gelika bemerkt eine gewisse Ablehnung gegenüber dem anderen Geschlecht. Sie fragt sich, welche Ursache das haben könnte.

Sie gehen gemeinsam auf ihr Zimmer. Jede beobachtet die Andere beim Duschen. Die Kosmetik des Anderen wird genau studiert.

„Von zu Hause hast du aber nichts mehr?“, fragt Gelika.

„Ich komme selten nach Hause. Und das Letzte, was ich dort tue, ist Einkaufen.“

Gelika fragt Klara, wie sie dann ihr Privatleben organisiert.

„Wie denn? Mit dem Finger.“

Beide lachen. Gelika war die Antwort fast schon zu direkt. Klara scheint das kein Bisschen zu beeindrucken. Sie wirkt sehr direkt.

„Der Chef fährt uns gelegentlich mal aus. Mit seinem Auto. Zur Disco oder zum Einkaufen.“

Gelika muss das nicht länger verfolgen. Sie ahnt, was Klara meint.

„Der wird das auch bei dir probieren.“

„Bei mir hat er keine Chance. Es sei denn, er zahlt.“

„Der Tipp ist nicht schlecht. Er zahlt. Den Eintritt. Die Getränke. Das Essen.“

„Großzügig. Gehört die Disco oder das Restaurant zufällig einem Familienmitglied?“

„Wie kommst du darauf? Ja!“

„Bekommst du sonst noch Etwas?“

„Nein. Nur einen schönen Abend.“

„Und du gibst ihm Etwas?“

„Natürlich.“

„Also, kostenlos.“

„Jetzt, wo du das sagst. Ich muss wahrscheinlich mehr verlangen.“

„Wenigstens eine Prämie.“

„Ich werde das mal überdenken.“

„Du bist doch schön. Zu schade für kostenlosen Genuss.“

Am kommenden Morgen zeigt ihr Klara die Zimmerordnung bei den Gästen. Und die hat es in sich. Von ordentlichen Zimmern bis zu Rumpelkammern, ist Alles dabei. Klara sagt, die scheinbar Gebildeten würden die schlimmsten Zimmer bewohnen. Das ist ihre Vermutung. Gelika kann das schon nach vier Zimmerbesuchen bestätigen. Offensichtlich halten die wenig von Ordnung. Von Hygiene gar nichts. Die Bäder sehen aus wie die Ställe ihrer Tiere. Selbst da, gewinnen die Tiere. Vor allem jene mit Nachwuchs. Gelika merkt als Erstes, in den Zimmern lernt sie die intimsten Dinge ihrer Gäste kennen. Wäre sie kriminell, könnte sie das sicher Gewinn bringend verwerten. Unter dem Kopfkissen liegt ein Geldschein.

„Das ist unser Trinkgeld“, sagt Klara.

„Macht das Jeder so?“

„Nur die Saubersten. Die müssen sich nicht schämen.“

Im nächsten Zimmer bemerkt Gelika schon das krasse Gegenteil. Das Bett ist nass. Es riecht nach Urin. Streng, nach Urin.

„Hier müssen wir Alles wechseln. Auch die Matratzen. Das melden wir an der Rezeption.“

„Ist das eine Sonderreinigung?“

Diesen Hinweis hat sie schon recht oft gehört.

„Ja. Die Matratzen sind schwer. Auch schwer zu reinigen. Wir geben die unserer Wäscherei mit. Die Matratzen müssen desinfiziert werden.“

„Wie oft kommt das vor?“

„Sehr oft. Das Schlimmste ist, es kostet unsere Zeit. Die zahlt dir Keiner.“

„Wir verlieren in dem Zimmer fast eine Stunde.“

„Bedanke dich bei den Undichten.“

„Der Chef kassiert aber die Spezialreinigung?“

„Da bin ich mir sicher.“

Im achten Zimmer kommt das Schlimmste, was Gelika bisher gesehen hat. Das Bett ist voller Blut.

„Die normale Spezialreinigung reicht hier nicht mehr.“, sagt sie erschüttert.

„Nein. Sperma ist auch dabei“, lästert Klara.

„Gehe ich richtig der Annahme, wir haben hier Menschen zu Gast?“

„Das scheint zu menschlich zu sein. Wir haben das oft.“

„Wäre es nicht besser, Gummilaken aufzulegen?“

„Bei Denen hier, sicher. Das ist nicht das erste Mal.“

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Autor: dersaisonkoch

Meisterkoch

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