
Ich erinnere mich nur minimal an die Arbeitsabläufe. Bei den Kollegen muss ich erfragen, wann – was zubereitet wird. Ich will so wenig wie möglich Fehler machen. Das gibt in aller Regel ziemlich viel Ärger. Nicolo hat mir im Lager glücklicher Weise eine Liste hin gehangen. Darauf steht der Tagesablauf. Jetzt bin ich froh. Ohne den Tagesablauf kann kein Koch den Tag richtig organisieren. Zuerst ist das Frühstück zu richten. Die Arbeiter bekommen ein recht gutes Angebot. Von Suppe bis zu belegten Broten und Ei, ist alles dabei.
In die Zeit des Frühstücks fällt auch der Schichtwechsel. Es kommen sicher auch Kollegen,die ich auf der Autobahn schon überholt habe. Die müssen sich im Auto leider mit dem täglichen Stau abfinden. Gerade hier kommt die Überlegenheit des Zweirades zur vollen Entfaltung. Bei uns im Vinschgau, so und so. Im Jahresdurchschnitt würde sich mein Arbeitsweg um die halbe Zeit verlängern. Ich rede von Freizeit und Lebenszeit. Für die, welche ihr Leben gern im Auto verbringen, mag das schön sein. Mir ist die Zeit mit meiner lieben Frau wichtiger.
Ein Koch sieht eh zu selten die Sonne.
Wie bereits gewohnt, bin ich gegen halb Zwei fertig. Eine Vorstellung habe ich im Eggental vereinbart. Ganz Oben. Im Rosengarten direkt. Dort führt eine Seilbahn hin. Und am Ende der Seilbahn, gibt es eine Hütte. Genau dort soll ich mich melden.
Nach der Auffahrt in Klausen wird mir schnell klar, die Wahl der Autobahn um diese Zeit, ist kein Lottogewinn. Alles steht. Mir geht schon durch den Kopf, die Vorstellung für heute abzusagen. Der Randstreifen soll mein Retter werden. Also, rechts neben dem Stau fahren und in Bozen Nord, abfahren. Für Geld. Kostenlos ist der Weg wegen des Staus auch nicht. Bezahlt ist bezahlt.
Jetzt gilt: Wer hat, der kann.
Ich komme gut voran. Beendet werden sollte der Durchritt nach unzähligen Hupkonzerten und Beleidigungen auch. Ein Deutscher Beamter war der Meinung, mich auf diesem Streifen behindern zu müssen. Er fuhr kurz vor mir Rechts raus und sperrte diesen Teil der Autobahn. Schade, ich habe seine Nummer nicht aufgeschrieben. Den hätten wir hungern lassen. Wenn ich ein Polizist auf dem Zweirad gewesen wäre, wäre dieser Trottel zu Fuß auf dem Nachhauseweg. Das ist eine Notspur. Ein aufmerksamer Slowenischer Lastwagenfahrer hat dem Reichsbeamten gezeigt, wie das auf unseren Autobahnen funktioniert. Er hat seinen Lastwagen so lange nach Hinten bewegt, bis sich sein Rückspiegel verabschiedete. Im Nu räumte er das Feld. Schade. Wäre ein vergleichbarer Reichsbeamter hinter ihm gewesen, sähen wir heute wieder ein oder zwei Stück Schrott auf der Autobahn. Der Fahrer des Camions hupte mir laut zu und wedelte freundlich mit der Hand aus seinem Fenster. Auf dem halben Weg traf ich sein Streife der Carabinieri. Sie winkten freundlich. Einer der Polizisten zeigte mir ein O mit dem Zeigefinger und dem Daumen. Ich weiß zwar nicht, was das bedeutet. Soll ich vermuten, Tutto Ok? Sicher.
Sonst hätte er mich aufgefordert, in seine Haltemulde zu fahren. Die Fahrer der Camions vor dem Slowenischen Kollegen hupten mir auch nach und winkten aus ihren Fenstern. Einige standen am Seitenrand, auf dem ich lang fahre und applaudierten.
Mit fehlte nur noch ein. Ein Grill mit ein paar Fahrern dabei. Auch das, durfte ich schon beobachten. Ziemlich kurz vor der Ausfahrt Bozen Nord, sah ich die Ursache. Ein SUV mit Campinganhänger wollte wahrscheinlich einen Lieferanten überholen. Und das im Überholverbot für diese Fahrzeugkombination. Der kann sich ganz sicher von dem Gespann verabschieden. Ich weiß jetzt nicht, ob Deutsche Versicherer für grobe Dummheit einen Aufschlag berechnen. Der hat es sicher verdient. Die dreifache Rate wäre da wohl angemessen. Vielleicht sollte man die Versicherungssumme mit einem Intelligenztest verknüpfen. Drei Viertel des Reiches würde damit sicher das Doppelte bezahlen. Hoch lebe der Radsport. Selbst bei dieser Fortbewegungsart, beklagen wir jährlich Deutsche Opfer. Wie scheint, ist selbst das zu viel Anspruch. Bliebe vielleicht nur noch das Wandern. Und genau diese Bewegung, beschert uns auch reichlich Deutsche Opfer. Am besten, die bleiben zu Hause. Zuerst würde ich an ihrer Stelle, Benehmen lernen. Dann ist auch die Voraussetzung gegeben, unter Aufsicht in einem Laufgitter, Bewegung zu lernen.